Erichs 20igster…
Seit zwanzig Jahren war er der Chef, hat die Strecke organisiert, ausgesteckt, aufgeräumt, Streckenposten zugeteilt, dafür gesorgt, dass jede und jeder einen Spezialtee bekommt und auch sonst mit guten Sachen versorgt wird, wenn das Ziel erreicht ist. Erich Gentsch und der Lauf-Cup in Frauenfeld waren für zwanzig Jahre ein Paar und heute schien ihm die Sonne.
Es war fast ein wenig Frühlingshaft. Und ob dem neuen Velo zu Hause, den damit aufkommenden Triathlon Gefühlen, wurden – schwups- die Handschuhe und die Mütze zu Hause vergessen und der Obergfrörli ging ohne Handschuhe an den Start. Es ging jedoch vielen genau gleich, nur war der Start ohne Wintermantel, Handschuhe, Mütze, Schal und doppeltem T-Shirt vermutlich nicht ganz so unabsichtlich. Es schien wirklich so, als würde doch langsam der Frühling auf uns zukommen.
Bei schönstem Wetter ging es los auf die bekannte Winterlaufstrecke. Noch ein wenig matschig, aber warm und praktisch windstill. (Wie es der Sprössling des LSVs geschafft hat, mit weissen noch fast sauberen Schuhen im Ziel anzukommen ist uns allen ein Rätsel. Der ist wahrscheinlich geflogen!)
Die Strecke ist 13 Kilometer lang. Wahrscheinlich weiss Erich genau, wo die Kilometer Schilder angebracht werden müssen. Pünktlich nach jedem Schild piept es bei den Läuferinnen und Läufern am Handgelenk. Ein kurzer Blick auf die Laufuhr, um zu schauen, ob man wirklich so schnell ist, wie es sich anfühlt, und weiter geht es. Endlich nicht mehr frieren, endlich wärmt einen die Sonne wieder. Kommen da schon die Schneeglöckchen und Schlüsselblumen hervor? Das Schielen neben die Strecke zeigt jedoch keine Frühlingsblumen. Es ist erst der 8. Februar, es ist immer noch Winter – aber nicht mehr lange, das steht fest.
Die Strecke ist ideal für Läuferinnen und Läufer, die langsam aus der Winterruhe erwachen. Nicht zu kurz, nicht zu lang. Es ist meistens flach, aber dennoch muss man den einen oder anderen Anstieg bewältigen, man kommt langsam wieder in Fahrt, die wintermüden Knochen und Muskeln beginnen und kribbeln. Im Ziel sind alle glücklich. Die Laufresultate sind gut, jetzt kann er kommen, der erste Lauf der Vereinsmeisterschaft in einem Monat, wir sind bereit. Ein Schluck von Bossis Spezialtee und ein Mini Gnusszipfel… äh Nussgipfel und dann wird gemütlich ausgelaufen. Von der Zuckerfabrik haben es die meistens nicht so weit nach Hause, das geht gut zu Fuss.
Auf dem nachhause Weg kommt ein Auto entgegen, das Fenster ist heruntergelassen und eine behandschuhte Hand erscheint, winkt und macht das Daumen-hoch-Zeichen. Es ist Erich, der gerade die Posten einsammelt.
„Gut gelaufen?“ will er wissen. Also, die Fingernägel waren nicht lackiert und das ohne Handschuhe. Aber ja, es lief super. Danke Erich! Danke für einen grossartigen Lauf und deinen Einsatz über all die Jahre. Es ist dein Lauf-Cup, der Lauf-Cup in Frauenfeld. Und er ist super!
mw