LSVler am schönsten Marathon der Welt 2018
1998 verliehen zwei amerikanischen Autoren in ihrem Buch «The Ultimate Guide to International Marathons» dem Jungfrau-Marathon das Prädikat schönste Marathonstrecke der Welt. Die Veranstaltung hat sich von Beginn weg rasant entwickelt und ist heute der grösste Bergmarathon der Welt. Rund die Hälfte der Teilnehmer kommen aus der Schweiz, die restlichen aus weiteren 50 Ländern und allen fünf Erdteilen.
Letztes Jahr habe ich von dem Superlativ nicht viel entdeckt, denn es hat nur einmal geschifft, genauer gesagt vom Start bis ins Ziel. Daher kann das Wetter dieses Jahr nur besser werden… Und tatsächlich, als wir um 7:30 in Interlaken aus dem Zug steigen, ist weit und breit keine Wolke zu sehen. Die Temperaturen betragen ideale 13 Grad. Die warme Laufkleidung kann getrost mit dem Gepäck direkt zur Kleinen Scheidegg aufgegeben werden. Beim Start will ich mich mit Martina Zürcher auf ein Selfie treffen, leider ist sie unter den 4’000 Läufer nicht zu sehen.
Die Stecke
Der Start ist auf der Prachtsmeile in Interlaken (565m über Meer), das Ziel auf der Kleinen Scheidegg 2.095m am Fusse des weltbekannten Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau. Dazwischen liegen 42.195 landschaftlich einzigartige aber beschwerliche Kilometer und über 1’839 Höhenmeter. Der höchste Punkt wird bei Kilometer 41 auf 2.205m erreicht.
Nach dem Startschuss punkt 8:30 drehen die Läufer zuerst eine Runde durch Interlaken. Die bis km 10 topfebene Strecke führt über Bönigen nach Wilderswil. Nun sind die ersten 100 Höhenmeter zu überwinden. Dabei verläuft der Weg durch die Ortschaften Gsteigwiler und Zweilütschinen. Ich bin auch dieses Jahr wieder überwältigt, welch ein Volksfest die Berner Bevölkerung am Strassenrad aufgezogen hat. Schweizweit wird dies wohl einmalig sein. Nach den flacheren Streckenabschnitten geht es die letzten Kilometer bis Lauterbrunnen bei km 20 steiler bergauf. Kurz nach der Halbmarathon-Marke sind erst 300 Höhenmeter überwunden.
Nach einem sogar etwas abwärts gehenden Streckenabschnitt, stehen die Läufer bei km 25 vor der „Wand“, dem steilen Anstieg nach Wengen, bei dem 500 Höhenmeter zu überwinden sind. Hier erklingt passend zur Situation «The Wall» von Pink Floyd aus dem Ghettoblaster. Und jawohl, hier beginnt endlich der Jungfrau-Marathon! Nur Elite-Läufer joggen hier durch; für Normalos ist schnelles Wandern angesagt. Nach km 31 ist Wengen erreicht. Ab hier wechseln sich Joggen und Schnellwandern ab. Weitere 600 Höhenmeter sind bis zur Wengernalp zu bewältigen.
Die letzten 400 Höhenmeter geht es auf einem steilen Singletrail hinauf, über den sich die Läufer wie auf einer Perlschnur aufgereiht auf der Moräne des Eigergletschers hocharbeiten, bis sie bei der Locherflue den höchsten Punkt der Strecke erreichen. Hier steht jeweils Seppli Rast mit seinem Dudelsack und spielt Original schottische Volksweisen. Dieser Moment ist für jeden Läufer der erlösende Lotto-Sechser; denn nun kommt der letzte Kilometer. Und vor allem geht dieser nur noch bergab bis zum Ziel auf der Kleinen Scheidegg.
Die Sieger
Gewonnen hat bei den Frauen die Solothurnerin Martina Strähl in 3:14.36. Die EM-Siebte von Berlin verpasst den Streckenrekord der zweifachen Berglauf Europameisterin Maude Mathys aus dem Vorjahr um lediglich 100 Sekunden.
Der Schotte Robbie Simpson gewinnt bei den Männern in 2:56.31. Er triumphierte heuer schon am Aletsch-Halbmarathon und am Bergmarathon Zermatt.
Die Winterthurerin Michela Segalada wird Dritte in 3:33:11.
Der Frauenfelder Elias Gemperli M20 wird ausgezeichneter 7. in 3:20.39
Martina Zürcher F20 überzeugt bei ihrem ersten Jungfrau-Abenteuer in 5:25.55, Platz 119 von 234.
Andreas Portner M50 finisht in 5:01.43, Platz 151 von 499.
Die Teilnahme
Wer beim nächsten Lauf teilnehmen will, soll bedenken, dass die Anmeldung im Februar jeweils nur für ca. 3 Tage geöffnet ist. Danach sind die 4’000 Startplätze ausverkauft. Wer seine zu erwartende Laufzeit abschätzen will, kann folgende Formel zur Hand nehmen: Marathon-Zeit plus 1h 30min. Schnellere Läufer rechnen mit 1h 15min, langsamere Läufer planen mit plus 1h 45min.
Der Film
Der regionale TV-Sender hat auch dieses Jahr ein tolles Video erstellt und hochgeladen. Auf der berühmten Moräne, gefilmt aus dem Helikopter, ist sogar der Schreibende Andreas zu sehen: Ab min 16.53 für ganze 5 Sekunden 😉