aus der NZZ vom 18. Nov. 2024
2006 fand der letzte Zürcher Waffenlauf statt. Es hiess, der Waffenlauf wird aussterben. Am Sonntag dem 17. November 2024 in Frauenfeld scheint es, als würde sich das mit dem Aussterben noch etwas hinziehen.
Der erste «Armee Gepäckmarsch» fand 1916 in Zürich statt und diente der Leibesertüchtigung während des Ersten Weltkrieges. Später waren Waffenläufe die einzigen Laufveranstaltungen im Lande- lange bevor das erste Fitnesscenter eröffnete. Entsprechend waren Waffenläufe eine grosse Sache mit hohem Publikumsinteresse. Auf die Frage, wie der Waffenlauf eigentlich den Soldaten diene, antwortete Seriensieger Albrecht Moser: Damit sie schnell flüchten können. Was eine Verwarnung von der Armeeführung einbrachte.
Spätestens seit der Jahrtausendwende geht die Popularität stark zurück. Dem Waffenlauf halfen auch zaghafte Modernisierungsversuche wenig. Ab 1986 dürfen Frauen mitlaufen und ab 1991 Turnschuhe getragen werden. Letzteres hat etwas Eigenwilliges: hier die strenge Militärkluft, dort die neongelben Laufschuhe; ein Verbrechen gegen jeglichen Sinn für Ästhetik. Auch der Durchgangspreis wurde abgeschafft: wer früher als Erster in Wil war, gewann eine Hellebarde. Was man halt so benötigt im täglichen Gebrauch.
An diesem Sonntag bestreiten ca. 200 Personen den Waffenlauf. Ein paar haben Flaggen, Blumen oder Blätter im Gewehrlauf. Der schnellste Waffenläufer ist nach 3:00:53 und die schnellste Frau ist nach 3:47:08 im Ziel.
In Wil kam ein früher Samichlaus vorbei. Unterwegs traf ich noch auf einen Sträfling auf der Flucht. Besonders waren auch die beiden «Kaminfeger», die zusammen eine richtige Leiter mittrugen. Das Glück wird im nächsten Jahr sicher auf unserer Seite sein.
Herzlich gratulieren möchte ich allen die gelaufen sind.
Vera Künzi, sie lief den zivilen Marathon lief in 3:54:41.
Die 3 schnellsten Halbmarathonläufer sind Goitom Desfaj mit 1:18:21, Philipp Früh mit 1:22:37 und Andreas Portner mit 1:38:46.
Bei den Frauen: Christine Altorfer mit 1:34:33, Sandra Stäubli mit 1:35:55 und Martina Zürcher mit 1:40:21.
Von Yvonne Hutter