Bericht vom OPO-Triathlon vom 21. Mai 2022

Keine Homepage, kein Link, keine Fotos – viele Informationen über den OPO-Triathlon sind im Netz nicht auffindbar. Ein PDF mit ein paar Angaben zum Anlass und eine E-Mail-Adresse für die Anmeldung mussten reichen. Dies genügte jedoch vollkommen und es erschienen rund 50 Athletinnen und Athleten am Samstagmorgen in der Badi Winterthur-Töss. Auch zwei Vertreterinnen des LSV fanden den Weg nach Winterthur und waren gespannt auf diesen Wettkampf, welcher durch die Kantonspolizei Zürich organisiert wird. Die Strecken mit 600m Schwimmen, 27km Radfahren und 5.5km Laufen sind eher kurz aber nicht weniger anstrengend.

Dieser Triathlon fand bereits zum 32. Mal statt – die Organisatoren hatten also schon viel Erfahrung im Gegensatz zu den Neulingen, welche zum ersten Mal an den Start gingen. Wie ist die Strecke wohl ausgeschildert? Was sind Jalons? Wie geht das mit der Zeitmessung – Fingerchip? Nachdem einige Fragen geklärt werden konnten und alle Utensilien beim Startplatz deponiert waren, konnte es losgehen. Wobei die Startplätze weder vorgegeben noch nummeriert waren und jeder konnte sein Velo irgendwo in der Badi platzieren. Die «Insider» brachten sogar ihren eigenen Veloständer mit und richteten sich direkt beim Ausgang ein, so dass möglichst wenig Weg zurückzulegen war in der Wechselzone. Yvonne und ich hatten uns ein schönes Plätzchen gesichert aber etwas spät erkannt, dass wir einen weiteren Weg zurücklegen mussten. Aber wir sind ja Läuferinnen…

Zuerst ging es aber ins Wasser und es waren 600m im Schwimmbecken zurückzulegen. Die Frauengruppe verteilte sich rasch auf die verschiedenen Bahnen, auf denen jeweils 3 oder 4 Athletinnen die Strecke absolvierten. Kurze Absprache, wer in etwa wie schnell ist und kurz darauf ertönte der Startschuss. Die ersten 100m wohl etwas zu euphorisch losgelegt, konnte ich leider das Tempo nicht halten und musste die Athletin hinter mir vorbeiziehen lassen und zuerst etwas Luft holen und die nächsten Längen gemütlicher angehen, bevor ich sie wieder ein- und überholen konnte. Beim Ausstieg aus dem Becken waren nur noch wenige Frauen im Wasser und die meisten schon (weit) weg mit dem Rad. So sah ich praktisch niemanden auf der Velostrecke und war auf mich alleine gestellt, was die Streckensuche anbelangte. Auch Windschattenfahren war leider nur eine kurze Zeit möglich (danke Yvonne!). Der Rundkurs um Winterthur war zwar nicht sehr lang aber mit dem fast überhängenden Anstieg hoch nach Brütten und den rasanten Abfahrten auch nicht ganz einfach. Die meisten Streckenposten haben uns den Weg gut und rechtzeitig angezeigt und auch Schilder waren an den Kreuzungen platziert – man musste sie nur sehen…

Die abschliessende, nahezu flache Laufstrecke führte der Töss entlang. Trotz der eher kurzen Distanz dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis die Brücke in Sicht kam, wo bei Halbzeit auf die andere Seite gewechselt wurde. Nun konnte schon bald zum Schlussspurt angesetzt und ins Ziel gesprintet werden. Jetzt nur noch die Zeitnahme mit dem Fingerchip und dem Rechnungsbüro die Startnummer mitteilen, damit die Zeit dem richtigen Chip zugeordnet werden konnte.

Dieser sehr gut organisierte, familiäre Anlass in nächster Nähe hat Spass gemacht und war ein gutes Training zugleich. Der Rang stand dabei nicht im Vordergrund und während dem die schnellsten drei Frauen und Männer des Tages einen Preis entgegennehmen durften, konnten sich alle mit einem vom Veranstalter offerierten Imbiss stärken.

Bericht von der Lauf-Cup Speicher 2021

Eine Analyse der Typen von Läufer und Läuferinnen

Es ist wieder so weit, der Lauf Cup startet wie jedes Jahr im Oktober in Speicher im Appenzellerland. Und sie kommen, die Läuferinnen und Läufer, und zwar jede Art und Gattung. Zum Beispiel der Vergessliche, der nach einem Kilometer seinem Kollegen mitteilt, dass er vergessen habe seine Socken hochzuziehen und drum am Wegrand nochmals anhalten musste. «Ha no müese d Söcke ufezie, weisch!» Ein Satz den ich bis jetzt noch nie an einem Lauf gehört habe. Sonst geht es mehr um vergessene Startnummern, Badges oder das Duschmittel. Die beiden letzteren Utensilien brauchte man bei diesem Lauf jedoch nicht. Duschen gibt es keine – wegen Corona (jaja, wir wissen es langsam, na und?) – und den Badge brauchte man auch nicht, da bei diesem Lauf Cup ein Chip in der Startnummer drin ist. Sehr bequem, nun muss man auf den letzten 200 Metern nicht mehr unter dem T-Shirt auf Suche nach dem Badge gehen und kann volle Kanne ins Ziel rennen. Apropos volle Kanne: Bossis Spezialtee gab es Coronabedingt auch nicht! Das geht doch nicht, denn damit konnte man sich über das fehlende Kuchenbuffet hinwegtrösten.

Unter den Läuferinnen und Läufertypen ist auch der Besserwisser dabei. Er weiss alles und klärt weise darüber auf, dass der Wurzelweg bald aufhört und es dann bald aufwärts geht, auf einem Kiesweg. Danke! Wir sind alle das erste Mal hier! Und dann kommt zu den vielen Typen noch der Taktiker. Er läuft diesen Lauf langsam, schliesslich will er ein gutes Handicap haben. Kurz vor dem ersten steilen Aufstieg begegnet man dem Ehrgeizigen. Er läuft in der Mitte des engen Weges und wenn man überholen will, dann weicht er je nach dem nach links oder rechts aus. Oder schlägt mit dem Ellbogen aus. Überholen geht auf jeden Fall erst bergauf, da gibt er nämlich den Geist auf und der Ehrgeiz steckt er sich vorübergehen an den Hut. Dafür kommt dann die Berggeis zum Zuge. Sie überholt aufwärts und wird grosszügig überholt, wenn es danach wieder abwärts geht. Wir sind schliesslich im Appenzellerland, da geht es immer auf- und abwärts. Und mit der Berggeis läuft der Plauderer mit. Er unterhält sich über das schöne Wetter, will die Qualitäten und Tücken der Strecke genauer wissen und wenn man schon am Plaudern ist, dann kann man auch grad die ganze Läuferkarriere erzählen und es war doch eine Hammer-Party vor zwei Wochen. Plauder und Plauderinnen gibt es auf der ganzen Strecke, sie unterhalten den Rest, wenn es zäh wird und muntern auf. Auf verteilt über die ganze Strecke sind auch die Tiefstapler und Tiefstaplerinnen unterwegs. «Ich gehe es heute langsam an.» oder «Heute bin ich nicht fit, das wird nichts mit einer Spitzenzeit!» Natürlich wird es was, warum überholst du mich denn jetzt so schamlos, obwohl ich schon ans Aufgeben denke? Nahe dran an den Tiefstapler sind die Mutmacher, vielleicht sind sie ja beides. «Heja, super! Weiter so!» heisst es beim Überholen und irgendwie glaubt man es und macht weiter. Wer auch bei diesem Lauf nicht fehlt ist der Verletzte. «Es zwackt mich einfach im Bein/Hintern/Oberschenkel/…», jammert er und erzählt, wie es zu dieser Verletzung gekommen ist. Und dass er nächste Woche einen Marathon hat und jetzt mal schaut, ob es geht. Und sonst geht er dann nicht. (Jaja, du ruhigster Ehemann der Welt. Wir glauben dir das. Schliesslich bist du jetzt so vernünftig und bist an diesen Lauf gekommen, um zu schauen, ob es geht – mit Verletzung). Kurz vor dem Schnuggenbock gesellt sich eine weitere Läuferart dazu. Der Hechler. Er hängt sich beim ersten Aufstieg an die Fersen, überholt nicht und hechelt so laut, dass man nicht so recht weiss, ob man sich nun aufregen soll oder dem armen Kerl Hilfe anbieten muss. Weiter gibt es dann noch den Pragmatiker, ein Tischi und eine Hose reicht, egal wie alt (und wie durchsichtig!) und die Ausgeschmückte, neueste Laufuhr, Tischi passt zur Laufhose, neue Schuhe, extra für diesen Lauf, Laufband, Stirnband, alles sitzt perfekt und sie duftet wie eine Blumenwiese nach einem feinen Sportwaschmittel.

Nach dem Schnuggenbock ist der Lauf praktisch geschafft. Die Aussicht haben alle genossen, der frischverschneite Säntis konnte bestaunt werden, der Geniesser und die Geniesserin ist nämlich das letzte Stück spaziert, man muss ja nicht immer laufen. Und auf der Zielstrecke kommt nochmals ein anderer Läufertyp zum Vorschein: Das Kamel. Sobald es den Stall (oder das Ziel) riecht, gibt es Gas und überholt nochmals. Im Ziel teilt die Berggeis tüchtig aus. Taktiker? Da ist doch eigentlich der Schummler. Die Tiefstapler werden mit bösem Blick und einem giftigen Kommentar beglückt, der Skeptiker (Hesch d Hendsche jetzt bruucht?») wird in den Senkel gestellt und dann wird noch laut gemault, weil Bossis Tee fehlt. Sie kann nicht anders, die Geis ist eine waschechte Appenzeller Ziege mit Heimvorteil. Man findet sie bei den meisten Lauf Cups. Sie ist weiss, gehört zur Hornlosen Rasse, etwas rezent aber im Herz gutmütig und schnell zu zähmen.

Schön wars, der erste Lauf Cup im Appenzellerland. Das findet nicht nur die Ziege.

Bericht von der Winti-Sola 2021

Nach dem Ausfall im 2020 fand dieses Jahr die Winti-SOLA wieder statt. Bei der diesjährigen Laufstafette waren 68 Teams am Start, welche die rund 86 km und 1’450 hm unter die Füsse nahmen. Die meisten des LSV Frauenfeld-Teams waren bereits bei früheren Austragungen mit dabei und hatten entsprechend Erfahrung mit Anreise zum Übergabepunkt, Stabübergabe oder Ausrechnen des Zeitpunkts, wann die Teamkollegen*innen in etwa wo aufkreuzen müssten. Die Berichtschreiberin war das erste Mal am Start der SOLA und eine gewisse Nervosität machte sich breit, als die Startnummer am T-Shirt befestigt wurde.

Winti-SOLA heisst auch schöner Herbsttag, denn bei jeder der bislang durchgeführten Austragungen lachte die Sonne vom Himmel – so auch an diesem Samstag, wobei die Temperaturen am Vormittag noch nicht sommerliche Werte erreichten. So sah man um 09:00 Uhr als der Startschuss fiel das ganze Spektrum an Ausrüstung, von kurz kurz bis lang lang inkl. Stirnband und Mütze (ausser Handschuhe, die hatte ich zuhause gelassen, wobei ich schon kurz überlegt hatte, ob ich nicht doch…). Die Startstrecke war neben der Strecke Nummer 6 eine obligatorische Frauenstrecke, wobei sich trotzdem ein Mann in die Startaufstellung mischte, was dem Speaker nicht entgangen ist und einige Kommentare auslöste.

Auf dem Profil lesen sich die Höhenmeter meist ziemlich leicht, im Gegensatz dazu, wenn man sich dann auf der Strecke befindet und es immer strenger wird. Aber irgendwann ist es geschafft und die Ablösung wartet am Übergabepunkt. Bei den LSV’lern hat die Stabübergabe überall einwandfrei geklappt und nach gut 7 Stunden laufen (und wandern) rund um Winterthur waren die 12 Strecken absolviert. Zum Zieleinlauf der Schlussläuferin gesellte sich ein kleines Grüppchen des Teams und sprintete die letzten Meter mit über die Ziellinie. Zum Abschluss des tollen Tages sass man noch bei einem kühlen resp. warmen Getränk beisammen und es wurde von den verschiedenen Erlebnissen auf und neben den Strecken berichtet. Herzlichen Dank an alle – auch an die Organisatorin, es hat grossen Spass gemacht!

Das LSV Frauenfeld-Team im 2021

01: Stäubli Sandra
02: Wick Marco
03: Rindler Sandra
04: Frefel Monika
05: Scheuch Ursi
06: Hutter Yvonne
07: Aeschbacher Ruth
08: Portner Andreas
09: Lippuner Christoph
10: Schedler Jürg
11: Bächle Adrian
12: Altorfer Christine

Rang 21 von 68 (7:05:33min, 4:54/km) 7

Bericht vom Schaffhauser Stadtlauf 2021

Im Vorfeld des Stadtlaufs hat der OK Präsident Andi Jordan sehr viel Werbung für sein «Baby», den Schaffhauser Stadtlauf gemacht. Auf den Sozialen Medien war der Schaffhauser Stadtlauf mit aktuellen Infos und Bildern omnipräsent. Warum also nicht nach Schaffhausen fahren und einen Stadtlauf bestreiten?

Auf der Startliste waren über 300 Teilnehmer verzeichnet, was mir in Anbetracht der zum Teil schmalen Gassen Sorgen bereitete. Christoph, unser Laufkenner, hat bereits 2019 am Schaffhauser Stadtlauf teilgenommen und konnte mir für meinen ersten Stadtlauf ein paar Tipps geben. Die Organisation war hervorragend. Auf dem Startgelände hatte es genügend Sitz- und Schattenplätze und nirgends mussten wir Schlange stehen. Der OK Präsident war vor Ort und hat sich über die rege Teilnahme sehr erfreut gezeigt, hatte er sogar Zeit mit einigen Läuferinnen und Läufern ein Schwätzchen zu halten. Wir haben viele bekannte Gesichter getroffen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren dankbar, wieder einmal einen Lauf bestreiten zu können.

Gleich nach dem Start ging es abwärts und ich habe alle guten Vorsätze eines Langsamstarts über Bord geworfen, galt es doch meinen LSV Kollegen nicht aus den Augen zu verlieren. Die Strecke führte uns hinter dem Kloster zur Vordergasse, wo uns viele Zuschauer anfeuerten. Weiter ging es durch verschiedene Gassen mit den schön klingenden Namen wie Sporren- Safrangasse und Rosengässchen. Knacknuss war der Anstieg vom Fronwagenplatz zum Start-Zielgelände. Mit jeder der fünf Runden fiel mir dieser Anstieg schwerer. Anfängerfehler mit dem Schnellstart…. ich musste also auf die Zähne beissen und durchhalten. In Runde vier sind dann die schnellsten Läufer fast schon leichtfüssig an mir vorbeigezogen. Warum nur müssen die Frauen in Schaffhausen gleich viele Runden laufen wie die Männer? Vor der letzten Runde habe ich mir dann einen Becher Wasser über den Kopf geleert, meine Lebensgeister waren erwacht und die negativen Gedanken vertrieben. Noch einmal galt es, den Anstieg zu meistern, um dann endlich durch das Ziel zu laufen. Das ist für mich jeweils der schönste Moment!

Sämi hatte übrigens eine grandiose Idee- 5 Gehminuten vom Zielgelände entfernt war die Rhybadi. Eine Abkühlung war genau das Richtige für mich. Frisch geduscht steht es sich nämlich besser auf dem Podest.

Auf dem Podest

Mit am Start für den LSV Frauenfeld waren Sämi Schmid, Andreas Portner und Christoph Lippuner. Letzterer hatte noch den 100er von Biel vom Vortag in den Beinen und wurde im Anschluss an den Stadtlauf interviewt.

Christoph meine lakonisch: sowohl beim Bieler wie auch beim Stadtlauf Schaffhausen waren 5 Runden zu bestreiten. Bei jeder Runde sei er etwas langsamer gelaufen…

Hut ab vor dieser grossen Leistung und trotz den beachtlichen Kilometern in den Beinen, hat Christoph immer noch ein Lächeln im Gesicht.

Christoph mit OK Mitglied Roland Hatt

Bericht vom Ironman 70.3 Rapperswil-Jona 2021

Registrierung im Regen

Drei Mal wurde der Ironman 70.3 nun schon Corona bedingt verschoben. Drei Mal waren wir sogar froh darum, denn das Wetter war an drei Tagen einfach schrecklich. Der vierte Versuch wurde auf den 8. August 2021 angesetzt – da wird es ja sicher schön warm sein, der See und das Wetter. Haha! Auf jeden Fall haben wir drei vom LSV, Thomas, Yvonne und meine Wenigkeit, das Wetter mit Besorgnis studiert und als wir uns am Samstag vor der Arena in Rapperswil treffen schifft es, was es nur so kann. Wir müssen uns registrieren: Corona Check, Lizenz zeigen, einen Waver unterschreiben. (Wollen sie sich für den Slot für den Ironman New Zealand qualifizieren? Nochmals haha: Ich will eigentlich nur über die Ziellinie laufen bevor der Besenwagen kommt!) Ausgerüstet mit drei verschiedenen Plastiksäcken, der Badekappe, Nummernkleber geht es dann zum Check-in. Immer noch regnet es in Strömen, ich muss mein liebes Velo für die Nacht in der Wechselzone lassen – schluchz – und das bei dem Wetter! Die Säcke werden gut verschnürt mit allen Velo- und Laufsachen, die bleiben beim Velo. Alles organisieren kann ich es ja dann noch morgen vor dem Start. (Was ich dann natürlich nicht mache, weil ich kalt habe!) 

Übernachtung in Rapperswil

Wir drei übernachten in Rapperswil in einem Hotel. Es ist ein sehr schickes Hotel und nicht so vorbereitet für drei puddelnasse Triathleten/Triathletinnen, die Hunger haben und morgens um sechs Uhr einen Kaffee und ein Honigbrötli wollen. Der Kellner fragt sich wohl, was das soll, als wir bereits nach Dreiviertelstunden, schon wieder das Bedürfnis nach Bewegung haben und noch einen Spaziergang draussen machen. Die Abendsonne zwängt sich durch die Wolken, taucht Rapperswil und den See in ein magisches Licht. Und just dann erscheint ein riesiger, wunderschöner Regenbogen über Rapperswil und das Ende des Bogens, dort wo das Gold begraben sein soll, beleuchtet den Schwimmstart mit den Bojen. Das ist sicher ein gutes Zeichen. 

Regenbogen über der Strecke

Mästen vor dem Schlachten

Wir gehen zeitig ins Bett und schlafen natürlich sehr schlecht. Nervös sitzen wir morgens um sieben Uhr wieder im Restaurant und die Köchin, eine richtige serbische Mama macht sich Sorgen, weil wir ihrer Meinung nicht richtig essen. «Ich mache Rührei! Nehmen sie Früchte, und Müsli! Ich kann Omelett machen!» nötigt sie uns und die Vorstellung, wie ich mit einem warmen Rührei im Magen nach Goldigen hochstrample bringt mich schon zum Würgen! Wir halten es nicht lange aus und machen uns auf den Weg. Schon aus Angst, die serbische Mama kommt mit und sorgt persönlich dafür, dass wir noch anständig essen. 

Eisberg in Sicht

Es ist bedeckt, der See sieht eiskalt aus und ist es auch. 16.5 Grad! Ich erfriere! Die Nervosität und das kühle Wetter lassen mich zittern, sogar als ich im Neopren bereitstehe.  Daniela Ryff rennt bereits mit dem Velo aus der Wechselzone. Wir «Age-Grouper» verfolgen sie mit neidischen Blicken. Ist die schnell! Aber ein bisschen stolz sind wir auch auf uns selber, denn wir machen Triathlon neben unserem Beruf und der Familie. Genug blöd angeschaut werden wir dafür, wenn wir das Mittagessen sausen lassen, um noch ein Läufli oder Schwümmli reinzuquetschen oder anstatt mit dem Auto mit dem Rennvelo zum Teamanlass kommen und das Röckli über die Velohosen anziehen. Und unsere Duftnote ist nicht Chanel, sondern Chlor Nr. 1.

Warten auf den Henker

Mir ist es ist mir einfach zu kalt, ich mache mir ernsthafte Sorgen (Thomas auch, aber er sagt nichts.) Normalerweise starte ich unter solchen Bedingungen gar nicht, aber der Ironman ist einfach zu teuer, um zu klemmen, ausserdem haben Yvonne und ich so lange trainiert und ich stolziere jetzt dann schon ein halbes Jahr mit einem Rucksack herum, den ich mir noch nicht verdient habe. Thomas und Yvonne starten vor mir. Eine letzte Umarmung, gute Wünsche und meine Triathlon Freundin und Ehemann verschwinden mit ihren blauen Badekappen montiert in der Arena zum Schwimmstart. Ich stehe verloren inmitten von fremden Triathletinnen und Triathleten. Ich chatte mit meinem Cousin in Kanada und klage ihm mein Elend. Er tröstet mich. Der hat gut Reden, in Kanada leiden sie gerade unter eine Hitzewelle. Mein Start ist um 9:22. Ich sterbe vor Angst und habe bereits zu kalt – Super! Links und rechts von mir wird aber auch gejammert. Eine junge Frau zeigt mir ihre blauen Fingernägel, passend zum Dress. Ich habe meine auch lackiert – passend zum Dress. Violett. Zum Glück nicht blau, dann würde ich definitiv aussehen wie eine Wasserleiche – würde ja passen bei den Temperaturen!

1.9 km Schwimmen

Und dann geht es plötzlich schnell. Im vier Sekundentakt wird gestartet, ich bin um 9:31 dran. Rein in den See – es verschlägt mir fast den Atem, so kalt ist es. War es das? Ich fühle mich in der Gruppe jedoch wohl, endlich werde ich nicht immer von Schwimmern und Schwimmerinnen überholt und so überstehe ich den Schwumm erstaunlich gut. Bereits frierend erreiche ich das Ufer, die Helfer ziehen mich aus dem Wasser und mir wird bewusst wie kalt ich wirklich habe.

Transition 1

Ich kriege den Neo kaum auf, meine Hände scheinen eingefroren zu sein. Mit Mühe ziehe ich den Reisverschluss runter, schäle mich aus dem Teil und trockne mich ab. Weiss der Geier warum, denn es beginnt nun tatsächlich auch noch zu regnen. Ich friere und schaffe es nur langsam ein trockenes Oberteil und die Ärmlinge anzuziehen. Ganze acht Minuten verstreichen in der Wechselzone, weil ich vor Kälte nur so schlottere und mich kaum bewegen kann.

90 km Velofahren

Endlich bin ich auf dem Velo und strample los, es regnet und ich bin sofort wieder nass, es tropft unangenehm vom Helm runter, warm kriege ich natürlich nicht. Das Bild von Daniela Ryff, die einmal einen Ironman abgebrochen hat, weil sie unterkühlt war, schwebt mir im Hinterkopf herum. Bei Schmerikon steht Sandra am Rand und macht mir Mut. Sie weiss, wie es ist, wenn man dauernd friert. «Jetzt gits denn schön warm, jetzt gots ufe!» Es tut mir tatsächlich gut nach Goldingen hinaufzustrampeln, endlich taue ich etwas auf und der Regen hört auf. Jetzt kommt sicher bald die Sonne, zum Glück habe ich Sonnencreme eingestrichen. Als ich Goldingen erreiche und mich auf die Abfahrt freue, wird meine Hoffnung wieder zerschlagen. Es beginnt wieder zu regnen, die Strassen sind nass und zur Kälte kommt nun auch noch die Angst, ich könnte mit dem Velo stützen. Wenn dort nicht Evelyn gestanden und hätte mich lauthals angefeuert, ich hätte das Velo wohl an den Strassenrand gestellt und meinen Bruder angerufen, er soll mich abholen! Langsam fahre ich wieder runter. Nix mit in den Aerobars liegen und im Triathlon Style runter brechern! Auf der Strasse nach Rapperswil kommt mir Yvonne entgegen. Den Blick eisern nach vorne gerichtet, verbissen, patschnass und nur im Triathlon Dress, die Arme! Sie sieht schnell aus! Hoffentlich sehen wir uns an der Ziellinie, hoffentlich erfriere ich nicht vorher. Der Regen hört erst auf, als ich wieder in Schmerikon das zweite Mal den Anstieg nach Goldingen unter die Räder nehme. Ich bin durchnässt, habe immer noch schrecklich kalt und meine Füsse spüre ich schon lange nicht mehr. Ich tue mir unendlich leid! Immerhin habe ich keine Angst mehr, es ist mir sowas von egal, ich will nur noch zurück nach Rappi, so schnell es geht! Das viele Trainieren auf dem Velo hat doch was gebracht, ich bin längst nicht mehr so ein «Gstäbi» auf dem Velo wie ich gedacht habe. Ich trete in die Pedalen und rase hinunter, es spritzt und es kommt tatsächlich noch etwas von dem Triathlon Gefühl auf, der Wind dröhnt mir in die Ohren. Und alles tut mir weh vor Kälte. Kurz überlege ich mir, ob ich bei der Eschenbach Station bei den Samaritern vorbei soll, weil ich mir langsam Sorgen um den Zustand meiner Füsse mache, aber die würden wohl nur noch den Tod meiner Treter feststellen, mich womöglich nicht mehr weiterfahren lassen und so gibt es für mich nur noch eins: Zurück zur Wechselzone, Velo parkieren so schnell es geht! Mein Velo kann das, es ist so ein tolles Velo – ich kann das. Nach Eschenbach werde ich zuversichtlich, denn das Schlimmste ist vorbei. In voller Fahrt schnappe ich mir so eine Banane, schäle sie, stopfe sie mir fast in einem Stück in den Mund und pfeffere die Schale immer noch in voller Fahrt in die Abfallzone, wer hätte gedacht, dass ich das hinkriege, die sonst zum Trinken anhalten muss, weil sie die Flasche nicht aus der Halterung bringt. Ich überhole was ich kann, trete und komme völlig verfroren, mit schmerzendem Hintern in Rapperswil an. Ich bin so unendlich froh, ich könnte heulen! 

Transition 2

Wiederum vergehen lange fünf Minuten, bis ich mich fürs Laufen umgezogen habe, ich habe klamme Finger und eingefrorene Füsse, es fühlt sich an, als wäre ich im Bikini in eine Lawine gekommen, alles tut weh vor Kälte. Etwas essen sollte ich auch noch, und ich muss pinkeln, aber ich kriege die Velohose weder runter, geschweige wieder rauf! Also lassen wir das und gehen auf die Laufstrecke. 

20.1 km rennen

Und dann ist alles gut. Es regnet nicht mehr und ich mache das, was ich am besten kann. Ich laufe! Die Füsse tauen auf, ich fühle mich unglaublich fit. Vor Wochen hatten Yvonne und ich noch Zweifel, wie wir nach 90km Velo noch einen Halbmarathon hinlegen sollten, aber ich merke, dass es geht. An der ersten Station kippe ich eine warme Bouillon hinunter und die Lebensgeiser erwachen ganz. Im Nu habe ich die erste Runde geschafft, überhole tüchtig und in vollem Schwung geht es auf die zweite Runde. Bis zur Hälfte des Halbmarathon läuft es wie von selbst. Erst dann merke ich, dass ich schon lange unterwegs bin, nasse Kleider anhabe und das linke Knie beginnt zu zwicken. Bei der der Stampf Station hole ich mir deswegen aus dem breiten Verpflegungsmenu (Das hat es so eine Auswahl, man kann sich kaum entscheiden!) ein Koffein haltiges Gel. Oder dachte, dass ich das nehme, auf jeden Fall fühlt es sich beim Essen an, wie ein Grasfrosch und schmeckt auch so! Ich würge das glitschige Zeug hinunter, spüle mit Wasser ordentlich nach und weiter geht es. Haben die Leute hier unten nicht mitbekommen, dass es gerade drei Stunden geregnet hat? Auf jeden Fall hat es bei jeder Verpflegung Station drei bis vier Wasserduschen zum Abkühlen! Wer zum Geier läuft da jetzt freiwillig untendurch?! Ich habe die grösste Mühe daran vorbeizukommen und die Leute, die mir dabei zuschauen lachen. Nicht, dass meine Kleider trocken wären, sie sind immer noch klatschnass, aber ich will sicher nicht nochmals in den Regen kommen, künstlich oder natürlich. Das Koffein tut die erwartete Wirkung und Miri hat wieder Pfupf für die letzte Runde.

Letzte Runde

Ein kurzer Blick in die Abzweigung, die ich beim nächsten Mal nehmen kann, der rote Teppich ist nahe! Ich heule jetzt schon fast, wenn ich daran denke. Aber es ist und bleibt ein Ironman: Man muss sich das verdienen, wie es so schön auf dem Schild bei Kilometer 15 steht: It’s not going to be easy! Auch bei mir nicht. Das Knie zwickt und zwickt und dann beginnt es weh zu tun. Nochmals eine warme Brühe (die inzwischen kalt ist), nochmals ein Grasfrosch Gel, ein Power Riegel, an dem ich fast ersticke. Aber nichts will so recht nützen, jetzt ist die Energie definitiv aufgebraucht. Ich habe Seitenstechen und irgendwie ist mein Magen auch nicht mehr so glücklich, zu viel komisches Zeug habe ich in den letzten 6 Stunden gegessen. Aber ich will auf diesen roten Teppich und ich will unbedingt gut aussehen, wenn ich da drüber laufe! Von mir gibt es schon genug peinliche Läuferfotos, dieses hier muss gut aussehen, teuer genug war es. (Hat Daniela Ryff wohl auch solche Gedanken, oder wie macht sie das jeweils so?) Ein dritter Grasfrosch und ein wenig gehen, damit ich laufend ins Ziel kann.

Im Ziel

Dann geht es um die letzte Kurve, ich zähle die Meter buchstäblich hinunter, die Abzweigung winkt, ich höre, wie mein Zieleinlauf angekündigt wird, irgendwo in mir drin wird das letzte Energiebüschel hervorgezaubert und ich begebe mich auf die letzten Meter, von denen Yvonne und ich nun so lange geträumt haben. Hinter dem Ziel winkt Thomas, ich winke auch, merke, wie mir vor Erleichterung die Tränen hochkriechen. Und so laufe ich ins Ziel, direkt in die Arme von Thomas, der froh ist, dass seine Frau auf der Radstrecke nicht erfroren ist. Es ist geschafft! Ich kriege eine dieser raschelnden Wärmedecken und habe endlich wieder warm, jemand hängt mir eine Medaille über und dann gehe ich auf die Suche nach der Person, mit der ich über ein Jahr trainiert und diesen Moment in allen Farben vorgestellt habe. Sie steht direkt hinter der Absperrung nach dem Zieleinlauf. Yvonne und ich fallen uns in die Arme und geniessen den Moment. Endlich, endlich, endlich….. Können wir mit dem Rucksack angeben! 

Die Wärmedecke gibt mir zwar warm, aber ich stelle auch fest, dass ich klatschnass bin und stinke. Und so begebe ich mich zur Umkleide, um meine Streetbag zu holen. Auf dem Handy sind mehrere WhatsApp Nachrichten, unter anderem von meinem Cousin in Kanada, der extra früh aufgestanden ist, um mitzufiebern. Er freut sich mit mir.  

Zusammenpacken

Dann geht es zu dritt zurück zur Wechselzone, wir holen unsere Velos und die Säcke mit dem nassen Zeugs drin und machen uns auf den Heimweg. Kurz hinter dem Check-Out warten Yvonnes Ehemann und der Sohn. Der Stolz über die fitte Mama und Ehefrau ist beiden übers Gesicht geschrieben. Ich bin fast ein wenig neidisch, meine Söhne haben gestern nur gefragt, wann wir endlich gehen – wahrscheinlich haben sie eine Party geplant. Der Ehemann nimmt der Frau die Säcke ab, der Sohn übernimmt das Velo. Da dieser fast zwei Meter hoch ist, sieht es aus, als würde er ein Velöli mit Stützrädli fahren, es sieht lustig aus. Aber beide haben die Mama/Frau immer im Blick, besorgt, ob sie nicht gleich umfällt – stolz, weil sie es nicht tut.  

Müde geht es zum Auto, dort gibt es nochmals ein Schlussfoto, Yvonne findet einen Sack Chips, davon wird noch eine Handvoll in den Mund gestopft und dann geht es nach Hause. Nudeln essen, schlafen, die Beine hochlagern oder einfach mal trockene Kleider anziehen und warm haben. Den Triumph geniessen, den Moment auf dem roten Teppich nochmals durchleben, froh sein, dass es vorbei ist, sich vornehmen, nie wieder so etwas zu machen. Wer weiss. Irgendwie würde es mich noch reizen, einmal im Meer zu schwimmen, das habe ich noch nie gemacht…Noosa oder so, gibt es dort nicht auch einen Ironman?…Dort ist es warm, aber es hat Quallen und Haie…. Das wäre doch mal was! In einem LSV Bericht sind noch nie Quallen und Haie vorgekommen. 

Bericht: Miriam Widmer

Arosa Trailrun AT46 von Andreas Portner

Die Vorgeschichte

Im Jahr 2020 ist läuferisch alles anders. Covid-19 pflügt die Laufagenda komplett durch, und kennt auch bei unseren Montag-Mittwoch-Trainings kein Pardon. Einfach zu Hause sitzen ist keine Alternative, und so beschliessen wir Vier, unsere Trainings regelmässig zur gewohnten Zeit weiterzuführen. Die Wochenenden sind aber trotzdem voller Wettkampf-Löcher. Zum Glück hat Christoph die rettende Idee: Wir könnten ja die Schnebelhorn Halbmarathonstecke ablaufen. Die Männer sind von der Idee sofort begeistert. Bei den Frauen löst das Unbehagen und grössere Diskussionen aus: Was ist, wenn jetzt im Mai plötzlich ein Schneesturm aufkommt? Und wir uns verirren (im Züri Oberland wohlbemerkt)? Die Liste lässt sich noch beliebig fortsetzen. Nach ein paar schlaflosen Nächten willigten die Damen aber trotzdem ein, und beginnen die neue läuferische Freiheit zu geniessen. Und so bietet der Lockdown auch Chancen, Neues auszuprobieren. Es folgen noch viele weiter Läufe im schönen Appenzeller Land.

Auf dem Kronberg

Mir als alter Bergsteiger machen die Trail-Läufe so sehr Spass, dass ich mich kurzentschlossen für den Arosa Trailrun AT46 anmelde. Warum der Lauf AT46 heisst, obwohl er eigentlich gute 54km lang ist, bleibt mir bis heute ein Rätsel. Ich vermute für den Veranstalter zählen die 8km Teerstrecke zwischen den Bergen nicht und so wird abgerundet. Bis jetzt habe ich nur ein paar einfachere Bergläufe in Strassenschuhen bestritten, wie z.B. den Jungfrau Marathon. Da geht’s im Pulk die Autobahn rauf, und bequem mit der Bahn runter. Der Arosa Trailrun ist eine neue, für mich unbekannte Liga: Die 3’400 Höhenmeter müssen nicht nur erklommen, sondern auch zu Fuss vernichtet werden. Zwischen den spärlichen Verpflegungsständen heisst es autonome Eigenverpflegung. Auch die obligatorische Pflichtausrüstung ist eindrücklich, und im Gegensatz zu den Waffenläufen, wo das Gepäck reine Folklore ist, auf dem Trail durchaus sinnvoll.

Pflichtausrüstung

Zudem bin ich noch nie länger als 42km am Stück gelaufen. Um die Laufzeit abschätzen zu können, durchforste ich vergangene Datasport-Ergebnisse. Ich beginne bei den gleichaltrigen Säcken in der Finisher-Liste in der Mitte. Platz 7 von 14; so in etwa meine Liga. Ich finde da einen Läufer aus La Punt, seine Zeit 9h 32min. Interessant seine Ergebnisse: Oha Swissalpine T88, Eiger Ultra, Swissalpine T127 ujujui, im Jahr 2017 Swissalpine T214 Autsch! Züri Marathon in 3:16 Riesenautsch! Die Liste wird immer eindrücklicher und mein Gesicht länger! Die Züri Zeiten sind auf Christine Niveau! So schnell bin ich wenn überhaupt erst im nächsten Leben… Nachdem ich den ersten Schock verdaut habe, schaue ich im Wettkampfreglement die Cut-off Zeiten an. Es stehen 13h für den Lauf zur Verfügung. Meine Ziele sind demnach: Keine Risiken eingehen und kein Unfall/Verletzung einfangen. Zieldurchlauf innerhalb 13h, und unterwegs bei den verschiedenen Kontrollposten nicht aus dem Rennen gepflückt werden. Alles was dazukommt ist bei diesem Lauf-Neuland ein Goody.

Start

Das Rennen

12. September 4:30. Ein prüfender Blick aus dem Hotelfenster zeigt schönen Sternenhimmel und für diese Höhe ungewohnt angenehme Temperaturen. Nach der obligaten «vor-der-Lauf-Dusche» gehe ich ins Frühstückzelt, welches der Veranstalter eigens für den Trial aufstellt hat. Hier gibt’s ein wunderbares Buffet, gratis für alle Teilnehmer. Ich geniesse das riesige Angebot, und esse für einmal ungewohnt viel vor einem Lauf, denn das wird ein langer Tag.

7:15 schlendere ich zum Startgelände und geniesse die entspannte Atmosphäre. Meine Einstellung zur Lage der Nation: Heute kann ich nur gewinnen und hab nix zu verlieren. Ich freue mich riesig auf den bevorstehenden Lauf. Alles Neuland, von der Spielart, Gelände bis zur Distanz. Egal wie weit ich kommen werde; ich erreiche heute eine neu PB! Ich wärme die Gelenke und Bänder auf und trabe langsame 200m. Das muss reichen; ja keine Körner zu viel verschwenden.

7:25 ist das ein gutes Omen? Ich habe schon einen Stein im Schuh und noch keinen Laufmeter auf der Garmin Uhr! Schnell Schuh ausziehen und wieder neu satteln.

7:30 Startschuss. Endlich geht es los. Es sind ganze 98 Personen am Start, die sich auf die 54 km verteilen werden. Kein Gedränge am Start, lockeres Loslaufen und nach 50m geht es schon den Berg hoch. Jeder lässt dem Anderen genug Platz und Keiner drängelt. Zwischendurch ein kurzer Schwatz, wenn es die Puste erlaubt.

Weisshorngipfel

Das erste Ziel ist der Weisshorngipfel auf 2’624m, welcher nach 7.6 km Lauf bez. Gehdistanz erreicht ist. Nach diesen ersten 900 Höhenmeter zum Aufwärmen geht auch gleich wieder runter und rüber zum nächsten Berg, dem Hörnli. Ich geniesse die schöne Aussicht und mache wann immer ich Lust habe Fotos von der schönen Kulisse.

Älplisee

Auf Umwegen geht’s zurück nach Arosa, wo nach 21km die erste Zeitlimite wartet. Ich erreiche diese wichtige Marke rund 70min vor der Zeit. Also bis jetzt alles im grünen Bereich. Wie an jedem heutigen Verpflegungsposten werfe ich 2 Becher, ein Riegel und ein Gel ein, und lasse mir je 5dl Wasser und Iso in meine Beutel abfüllen. Zudem ein Gel für Unterwegs. Innerhalb einer Minute ist mein Pitstop erledigt und ich trabe weiter.

Mondlandschaft nach der Maienfelder Furgga

Der Weg geht um die Häuser durch Arosa, zu den Stauseen und weiter in die Pampa. Auch eine neue Erfahrung: Zwischen dem Verpflegungsposten und der Pampa laufe ich gefühlte 30min ganz alleine und sehe nirgends einen weiteren Läufer. Immer schön aufpassend, dass ich ja keine Wegmarke übersehe. Nun sind die nächsten rund 1000 Höhenmeter dran in Richtung Maienfelder Furgga. Dort steht der begehrteste Verpflegungsposten des heutigen Tages. Dieser ist so weit ab von jeglicher Zivilisation, dass der Posten am Morgen per Helikopter mit Personal und Wasser bestückt wird. 1h55min nach Arosa bei km30 erreiche ich diesen Kleinstposten, wo es limitiert pro Teilnehmer einen Liter der heiss begehrten Flüssigkeit gibt. Wie übrigens am jedem Posten wird penibel Teilnehmer Buchhaltung geführt, und jeder per Hand auf der Liste abgehakt. Sicherheitsmässig top, falls mal jemand unterwegs verloren geht, so wissen die Rettungskräfte wo mit der Suche beginnen. Mein Vorsprung zur Zeitlimite beträgt nun 104min. Also noch grüner als vorher; der Trend stimmt.

Tiejer Fürggli

Frisch gestärkt geht’s durch schöne Mondlandschaften zum nächsten Pass. Power Walking ist meine Stärke; umso länger und steiler, umso besser für mich. Da kann ich jeweils Zeit aufholen und Andere überholen. Sobald es runtergeht, sieht die Welt wieder anders aus; da fliegen die 45kg Frauen leichtfüssig an mir vorbei und sind nach wenigen Kurven schon aus meinem Sichtfeld entschwunden. Der schönste Verpflegungsposten meiner bisherigen Laufkarriere steht bei der Chörbschhornhütte. Knuffig und fast schon ausserirdisch steht er auf einer Anhöhe. Auch dieser Posten, per Heli bestückt und einfach top.

Chörbschhornhütte

Nach der Hütte noch eine kleine Zusatzschlaufe zum Gipfel, und dann geht’s auf schönem Trail mehrheitlich höhehaltend und in Richtung Strelapass. Auf dieser rotweissen Bergwegpassage sind einige Wanderer und gelegentlich auch Biker unterwegs. Obwohl ich der Meinung bin, Biker seien auf Bergwegen fehl am Platz, klappt das Nebeneinander gut und beide Parteien nehmen Rücksicht aufeinander. Keine Regel ohne Ausnahme: So der gefühlte 10 Biker ist da anderer Meinung, und denkt wohl, Wanderwege gehören alleine den Biker und nicht dem Fussvolk. Vor mir sehe ich wie sich Wanderer mit einem Sprung zur Seite in Deckung begehen, wegen des besagten Rowdy-Bikers. Danach fährt er mit geschätzten 20 km/h auf mich zu und macht keine Anstalten an seiner Fahrweise etwas zu ändern. Nach gut 7h Laufzeit bin ich so richtig im Saft, mit Adrenalin geladen bis über beide Ohren, und freue mich über jede Abwechslung. Ich trabe demonstrativ auf dem Wanderweg weiter, während er mich voll anfährt. Schade kommt er nicht zu Fall, ich hätte es ihm gegönnt. Er ruft mir schöne Wörter nach die mit Ar… beginnen zu. Ich drehe mich nicht einmal um und sage kein Wort, ich grinse nur auf den Stockzähnen. Ich freue mich über die 8 Jahren Karate, die mir einen sicheren Stand bescherten, und geniesse weiterhin die schöne Natur.

In Richtung Strelapass, rechts Davos

Bei km 41 kommt von hinten wieder eine 45kg Frau angeflogen; mit schniefender und triefender Nase. Ich bekomme es mit der Angst zu tun: Hat die womöglich Corona? Was ist, wenn ich sie vorbeilasse und ich in ihrem Abgasstrahl laufen muss? Was ist, wenn sie vor mir den nächsten Verpflegungsposten infiziert? Ich beginne schneller zu laufen, aber trotzdem kommt sie immer näher. Ich rufe nach Hinten: das klingt wie Corona? Sie antwortet: nein ist es nicht! Ich wiederum: dass kann ja jede sagen! Sie in breitem Berndeutsch: Sicher nicht, ich bin Ärztin und bin getestet. Aber wenn ich renne, dann läuft mir immer die Nase! Beruhigt trete bei der nächsten Spitzkehre zur Seite und lassen sie überholen. Ich staune, wie Leichtfüssig Frau Knackfudi durch die Steine hüpft. Bis ins Ziel wird mir die Frau noch fast 9min abnehmen.

Bei km 43 stosse ich ein kurzes Juhui aus; so weit bin ich noch nie gelaufen J Aber schon bei km 43.5 ist fertig lustig. Der letzte grössere Anstieg des Tages. Zwar nur gute 300 Höhenmeter, aber so nach 8h Laufzeit muss nun jeder die grössten Kohlen einwerfen. Nach 5min bin ich wieder in «Andis-Walking-Kampfschritt» und kann so 3 lahmende Herren und eine Frau überholen. Den einen Deutschen habe ich heute schon 3x überholt; bin gespannt wann er mich wieder überholen wird.

Beim km 50 beschwere ich mich das erste Mal virtuell beim Streckenchef, und fluche lautstark durch den Wald. Der Weg geht steil runter wie blöd, und ist durchsetzt mit riesigen Wurzeln und Absätzen. Alles andere als Laufgelände. Ich verbrate hier ganze 32min für 3km!!

Bei km 52 endlich wieder Laufgelände, und zudem der Stausee in Sichtweite. Jetzt geht es die letzten 130 Höhenmeter hoch zum Dorf, dann noch 100m geradeaus. Nach 9h 49min freue ich mich über meinen ersten Ultra-Trail.

Mein Lauf-Video auf Youtube

Fazit

Trail-Läufe machen Spass! Sie sind abwechslungsreich und zudem in den schönsten Gegenden der Schweiz gelegen. Die Muskulatur und das Chassis werden nicht so (über)beansprucht wie bei einem Vollgas-Strassenlauf. Der ständige Wechsel zwischen Auf- und Abstieg, bez. gehen und traben ist weniger belastend, und die Erholungszeit erheblich kürzer als beim Marathon. Und den typischen ab km30 «jetzt-hab-ich-genug» Effekt habe ich hier nicht kennen gelernt. Oder anders ausgedrückt: Wer einmal einen Trail gelaufen ist, der wird sich in Zukunft kaum mehr für einen «Geradeaus-Marathon» motivieren können.

Trail-Läufe sind gut fürs Gehirn und gegen Alzheimer 😉 Auf der ganzen Strecke kann das Gehirn nie in den Ruhemodus geschalten werden. Jede Sekunde muss jeder Schritt geplant und koordiniert werden. Geht es mal kurz durch die Häuser, so ist der Pfadfinder gefragt, um ja nicht von der Strecke abzukommen.

Trail-Läufe machen schnell! Seit ich dieses Jahr vertikal unterwegs bin, gelingt mir praktisch an jedem «In-der-Gegend-Geradeauslauf» eine neu PB. Ich kann mir das nur so erklären: Beim Hochlaufen ist das Herz und die Lunge voll im roten Bereich; das Chassis wird aber nur wenig beansprucht und bekommt keine Schläge. Maximaler Trainingseffekt, täglich möglich, ohne Überlastung des Bewegungsapparates.

Bericht vom Lauf-Cup Speicher 2020

Wann hatten wir das zum letzten Mal? Dieses tolle Gefühl, diesen heissen Kopf, müde Beine, einen Mordshunger und den Stolz, wieder einmal etwas geleistet zu haben? Der beste Ehemann datiert dies auf Januar 2020 zurück. Da ist er das letzte Mal an einem Wettkampf gewesen, danach war er verletzt und danach kam, wir wissen es alle – Corona!

Es ist wirklich lange her, seit man an einem offiziellen Wettkampf wieder mehrere LSV T-Shirts sichtet, sich gratuliert – mit 1.5m Abstand wohlweislich- und zusammen eine Schorle trinkt. Und eben, danach kommt das heisse Gesicht, die Nudeln und das wohlverdiente Mittagsschläfchen.

Der Winterlaufcup ist dieses Jahr Corona bedingt auch etwas anders. Zum Beispiel fehlt das Kuchenbuffet. Schade, aber wohl besser für die sowieso in Mitleidenschaft gezogene Läuferfigur, findet auch die Kollegin. Auch die Handicap Läufe gibt es dieses Jahr nicht. Jeder kann kommen und gehen, wann er will, mehr oder weniger. Mit einer sehr komplizierten Rechnung muss man herausfinden, wann man so etwa im Ziel sein wird um sich auszubadgen. Das Gerät ist nämlich nicht den ganzen Tag in Betrieb. Das heisst, man nimmt die Laufzeit vom letzten Jahr, rechnet die Corona Pfunde dazu und zack – hat man die ungefähre Zeit, wann man im Ziel eintreffen wird.

Die Strecke in Speicher ist wunderschön, auch wenn die Sonne nicht so recht raus will. Es geht hinauf zum Schnuggenbock, immer wieder mal ein Appenzeller Hügel hoch, aber nicht allzu schlimm, durch Wald und Feld, stetig aufwärts und dann wieder über die Waldegg hinunter zum Ziel. Jeder geniesst es, so viele altbekannte Gesichter sind unterwegs und im Ziel anzutreffen. Es ist schön, wieder einmal gemeinsam an einen Lauf zu gehen, zu vergleichen und sich wieder einmal etwas vorzunehmen. (Zum Beispiel wieder etwas disziplinierter zu trainieren, weniger zu snacken und beim nächsten Mal den Badge und die Nummer mitnehmen!)

Das Kuchenbüffet fehlt, auf dem letzten Kilometer wird man nicht vom Stähli überholt und Bossis Spezialtee fehlt auch. Aber ich bin mir sicher, alles kommt gut. Jetzt müssen wir halt noch ein wenig auf die Zähne beissen, hoffen dass das Gstürm (gell Simonetta) aufhört und nächstes Jahr beissen wir dann wieder genüsslich zumsammen in einen Gnusszipfel…äh…Nussgipfel.

Teilgenommen haben so viele LSV-ler, dass es sich lohnt wieder mal eine Tabelle aufzubauen.

RangKNameVornameLaufzeitMin/kmRkst
106WAltorferChristine00:54:534:5713:18
133WFrefelMonika00:55:565:0214:21
152MWidmerThomas00:56:485:0715:13
176MPortnerAndreas00:58:065:1416:31
207WHutterYvonne01:00:035:2518:28
262MBosshardPeter01:02:445:3921:09
226MKrähenbühlUrs01:00:545:2919:19
241WWidmerMiriam01:01:425:3420:07
351MLippunerChristoph01:08:356:1127:00
460MMüllerPeter01:17:437:0036:08

Normalerweise werden nur Personen auf der offiziellen Rangliste erwähnt. Aber da Eveline Bachmann schon oben kurz versteckt erwähnt wurde, kann doch noch darauf hingewiesen werden, dass sie die Strecke in guten 1:11:31 absolviert hatte. Das Problem war nur, dass als Thomas im Auto auf der Höhe von Wil das Auspacken seines Lauf-Cup Briefes mit „Ich habe die Nummer 180“ kommentierte, vom Vordersitz der Ausruf kam: „Oooohh!!!“

Bericht: Miram Widmer, Fotos: Peter Altorfer

Bericht vom Hallwilerseelauf 2020

HALLWILERSEE, 12OKT19 – Der 10 Kilometer Lauf startet beim Schloss Hallwyl, führt durch dieses hindurch und dem See entlang nach Beinwil. swiss-image.ch/Photo Andy Mettler

Sportevents sind rar im 2020. Deshalb war die Freude (und Nervosität) gross, als ich mich wieder einmal an die Startlinie einer Laufveranstaltung begeben durfte.

Die Wetterprognosen sahen leider nicht sehr vielversprechend aus und der Blick aus dem Fenster am Samstagmorgen bestätigte: es war kühl und regnerisch. Dies hielt mich und rund 3’000 andere Teilnehmende jedoch nicht davon ab, den Weg nach Boiu (Beinwil) in Angriff zu nehmen.

Nachdem Masken im ÖV ja beinahe bereits zur Gewohnheit geworden sind, war es wohl für die meisten überhaupt kein Problem, dass ab dem Eintritt ins Startgelände alle eine Schutzmaske tragen mussten. Das Einlaufen mit dem Ding vor Mund und Nase war dann schon etwas gewöhnungsbedürftig. Nach dem ersten Startschuss um 09:15 nahmen dann alle 10 Minuten rund 100 Läuferinnen und Läufer die 21km lange Strecke unter die Füsse. Da die Zeitmessung erst 400m nach dem Start erfolgte, konnten alle in Ruhe ihre Maske in den bereit gestellten «Drecksack» werfen, bevor das Wettkampftempo angeschlagen werden musste.

Die Streckenführung wurde gegenüber den Vorjahren leicht angepasst und die ersten «schnellen» Kilometer vom Dorf runter an den See gab es nicht, da sich der Start beim Strandbad befand. Die Strecke rund um den Hallwilersee ist zwar mehrheitlich flach aber mit ein paar Wellen und einigen scharfen Ecken gespickt. Und der aufgeweichte und teils rutschige Boden machte es auch nicht leichter, das gewünschte Tempo zu halten. Die Strecke an der schönen Uferlandschaft ist sogar bei Nieselregen ein Erlebnis und führt in Seengen sozusagen durch das umspülte Schloss Hallwyl. Etwa bei Rennhälfte hatte der Veranstalter extra noch ein paar Fans postiert, die für etwas Stimmung sorgten. Sonst waren kaum Zuschauer an der Strecke, obwohl es irgendwann aufgehört hatte zu regnen. Auf den letzten Metern vor dem Ziel wurde nochmals kräftig gefightet und die letzten Kraftreserven mobilisiert.

Dann war es auch schon wieder vorbei… Nach kurzer Verpflegung und längerer Verschnaufpause ging’s wieder Richtung Gepäckdepot, um trockene und warme Kleider zu holen. Aber vorher hiess es natürlich wieder: Maske aufsetzen – und lächeln!

Das OK vom Hallwilerseelauf hat tolle Arbeit geleistet und es ist gelungen, auch in dieser aussergewöhnlichen Zeit einen super Wettkampf zu organisieren. Herzlichen Dank! Vielleicht sind im nächsten Jahr mehr Clubmitglieder am Start des Herbstklassikers im aargauischen Seetal. Dann hoffentlich wieder ohne Schutzmasken.

  • 21-M50       160.    Lippuner Christoph            1:51.01,1
  • 21-F50         4.         Stäubli Sandra                      1:40.55,3

Sandra Stäubli

HALLWILERSEE, 12OKT19 – Impression vom 10 Kilometer Lauf anlaesslich des 45. Hallwilerseelaufs am herbstlich bunten Hallwilersee am Samstag, 12. Oktober 2019. swiss-image.ch/Photo Andy Mettler

Schnebelhorn Panoramatrail 19. September 2020

Wer alle Austragungen des Schnebelhorntrails absolviert hat, weiss, dass Petrus es ausnahmslos gut meint mit den Mosnangern. Das Datum ist gesetzt und die Sonne auch gleich mit gebucht. Wie praktisch an allen Läufen in dieser Saison, gab es auch beim Panoramatrail eine limitierte Anzahl Startplätze. Als Ehrengast war dieses Jahr Viktor Röthlin mit seinem Team dabei. Christine, Andreas, Christoph und ich haben die Trailstrecke als Vorbereitung für unsere Bergläufe «abgespult». Schnell haben sich die Männer für eine Teilnahme am Panoramatrail begeistern können, während die Entscheidungsfreudigkeit nicht zu den Stärken der beiden Frauen gehörte. Die beschränkte Teilnehmerzahl und die Absage der Vereinsläufe war dann auch der Grund, dass auch ich mich (endlich..) entscheiden konnte, am Lauf teilzunehmen. Letztes Jahr hatte ich in Mosnang die Walking Strecke unter die Füsse genommen und all die Läuferinnen und Läufer bewundert, welche die Halbmarathonstrecke absolviert haben.

Nun stand ich tatsächlich auch am Start. Hatte ich mir das auch gut überlegt? Es gab kein Zurück, waren doch einige am Start, welche wir aus den Laufferien kannten und motiviert hatten zur Teilnahme. Während sich Andreas über das herrliche Spätsommerwetter freute und all unseren Laufgspändli erzählte, dass Moni in der nächsten Kurve schon nicht mehr in seiner Sichtweite sei, beschäftigten sich meine Gedanken mehr mit der Hitze… reichten die drei Verpflegungsposten auch wirklich aus? Deren Anzahl ist auf 3 Posten limitiert.

Der Startschuss war gefällt und es galt die ersten Höhenmeter zu erklimmen. Der Weg führte anfangs über eine Teerstrasse und bog bald in einen schmalen, steilen, bachbettähnlichen Wanderweg ab. Dann gings abwärts und Andreas überholte mich im Galoppschritt. Ich hatte erst gar nicht versucht, sein Tempo zu übernehmen. Es waren immer noch 18 Kilometer zu laufen, wovon die ersten 5 Kilometer geländemässig die einfachsten waren. Die Steigung begann kurz nach dem Verpflegungsposten. Die musizierenden Kinder am Strassenrand haben mich zum Lächeln gebracht und mein Hitzegefühl für einen kurzen Moment vergessen lassen. Über die Hirzegg, welche sich auf einem Zwischenboden befindet, gings noch steiler in den Aufstieg zum Schnebelhorn. Ich hatte ein solches Durstgefühl und war schon nahe dran, einen Biker nach Wasser zu fragen. Durchhalten war gefragt, denn, obwohl ich meine Trailweste angezogen hatte, habe ich auf das Mittragen von Flüssigkeit verzichtet. Das Gummibärli, welche als Notration gedacht war, klebte in meiner Weste fest…

Das Gefühl auf den letzten Metern zum Gipfel war grandios! Wir wurden angefeuert und oben angekommen, habe ich die Aussicht auf die Berge genossen.

Nach ein paar Minuten im 7. Himmel kam die Felswand, wie sie Christine und ich nannten… ein zügiger Abstieg in dieser Passage war für mich nicht möglich- zu steil und zu rutschig. Gut stand hier kein Photograph. Hatte ich vorher Andreas noch in Sichtweite, war er spätestens hier verschwunden über alle Berge. Wer meint, auf dem Gipfel sei die grösste Anstrengung überstanden, ist weit gefehlt. Der eigentliche Trail begann nun und damit die Konzentration auf das unebene Gelände mit zum Teil wiederkehrenden endlosen Aufstiegen auf Wiesen und schmalen Wanderwegen. Der Wurzeltrailabschnitt war meine Lieblingsstrecke, hier war Konzentration und Schnelligkeit gefragt. Hier war auch die Stelle, wo dieses Jahr ein junger Läufer stützte und von der Rega geborgen werden musste. Auf dem Weg nach unten galt es die Kräfte geschickt einzuteilen, denn der Lauf war bis auf die letzten 200 Metern mit Unebenheiten gespickt. Im Ziel angekommen war ich überrascht über meine Laufzeit. Mein Laufgefühl war alles andere als leichtfüssig. Das Glückgefühl, diesen für mich sehr anspruchsvollen Lauf geschafft zu haben war wunderschön. Trotz den vielen Kilometern vom Arosatrail, welche Andreas noch in den Beinen hatte, konnte mein Laufkollege seine Stärke im Abwärtslaufen optimal ausschöpfen.

Für den LSV am Start waren:

  • Andreas Portner 2:14:15
  • Monika Frefel 2:20:48

Zwei Mal Uster

Manchmal ist es gut, wenn man eine vergessliche Schussel ist und vergisst, den Triathlon Corona bedingt auf nächstes Jahr zu verschieben. So kommt nach der Enttäuschung, dass der Ironman Rapperswil-Jona nun nicht stattfindet, ein Mail reingeflattert: „Wir freuen uns, dass du am diesjährigen Uster Triathlon teilnimmst!“ Was, habe ich mich nicht abgemeldet? Trotz Corona noch einen Triathlon – in einem See – mit dem neuen, coolen Velo? Juhui!

So wird das Velo am Vorabend gepumpt, geputzt, gestreichelt und liebevoll im Auto verladen, damit alles startklar ist. Und am Sonntag, den 13. September steht eine schlotternde Person mit coolem Velo bei der Seebadi in Uster und wartet darauf, in die Wechselzone einzuchecken. Alles ist anders dieses Jahr, wie so vieles. Die Athletinnen und Athleten tragen Masken auf dem Wettkampfgelände. Es sind „nur“ 800 Personen, die am Triathlon teilnehmen können. Zuerst gehen die Männer in die Wechselzone und erst als diese die Zone verlassen und zum Schwimmstart marschieren – immer noch mit Maske – dürfen die Frauen in die Wechselzone einchecken. Aber eigentlich ist so ein Triathlon recht Corona tauglich, es funktioniert tadellos. Stolz wird das Velo bei der Nummer 533 parkiert und endlich – jemand bemerkt das Schmuckstück: „Schönes Velo!“ meint die Nachbarin. Ja, schön gell. Neu! Extra gewünscht für den Ironman, weisst du. Und heute wird es endlich im Wettkampf getestet.

Vorerst gibt es andere Probleme zu bewältigen. Wie geht das schon wieder mit dem Einrichten der Wechselzone? Es ist zu lange her, dies ist der erste und einzige Triathlon in diesem eigenartigen Sommer. Wohin mit dem Helm? Habe ich jetzt jeweils die Socken in die Schuhe reingetan? Zum Glück habe ich noch an die Schwimmbrille gedacht, die wäre fast zu Hause geblieben. Ui, die Startnummer sollte ich ja auch noch irgendwo hintun, irgendwie wills nicht so richtig, die Übung fehlt und dann ist da plötzlich noch diese drahtige Person ein paar Startplätze weiter vorne, die zusätzlich ablenkt.

Ist das nicht Nicola Spirig? Die Olympiasiegerin 2012? Kann das sein, dass diese Profiathletin dort so unspektakulär im Rucksack nuschet und was sucht? Mit Handy ausgerüstet schleichen sich ein paar Damen an. Doch, es ist sie! Wie ein Teenager, mit roten Ohren versucht man sein Glück. „Ähm…du…ich bin…dings…your biggest fan! Darf ich…dings..“. Wink mit dem Handy. Nicola ist ein Profi, schiebt die Maske beiseite und lacht. Klar, Selfie Smile und das Foto ist im Kasten. Dann wendet sie sich wieder ihrer Schwimmbrille zu, sprüht sie ein.

Stimmt, dass sollte man vielleicht selber auch noch machen, sonst läuft die Brille an und dann sieht man gar nichts mehr, zumal auf dem Greifensee ein Nebeldunst liegt und die Sicht eh schon schlecht ist. Zuerst noch das Foto mit Nicola auf den Familienchat laden, dann geht es zurück zum Geschäft. Die Sache mit dem Neopren! Der Corona-Speck! Irgendwie will der Anzug nicht hoch, steckt jämmerlich an den Knien fest und mit lautem Klagen versucht man sich in das Teil zu quetschen. Links und rechts dasselbe, alle haben wohl etwas mehr gegessen und etwas weniger trainiert. Hoffentlich lohnt sich der Aufwand und hoffentlich kommt man nach dem Schwimmen wieder raus aus dem Teil!

Endlich geht es zum Start. Mit Maske, mit 1.5m Abstand. Nicola wird von zwei Referees an der Masse vorbeigeführt und startet als erstes. Ihr Neopren ist noch offen, kriegt sie ihn wohl auch nicht zu? Wohl kaum. Läck, kann die schwimmen! Neidisch schauen wir Hobby Triathletinnen Nicola nach, die wie ein Raddampfer auf die erste Boje zu schwimmt! Wahnsinn!

Und dann ist man selber dran, Sprung in den See, wie Nicola geht es los, oder so fühlt es sich an nach so langer Zeit. Herrlich mit so vielen anderen Sportlerinnen im See zu schwimmen, einfach grossartig. Auch wenn das Tempo nach etwas 300m etwas reduziert werden muss. Viel zu schnell ist der Schwumm vorbei, zwei Helfer helfen aus dem Wasser, im Eiltempo geht es durch die Wechselzone, der Neopren landet- pflatsch -im Gras neben dem Velo, Helm auf, Brille auf, Schuhe an und mit dem Velo geht es auf die Rennstrecke. Einfach geil! Man kann es nicht anders sagen. Herrlich der Ton, der das neue Velo macht, wenn es so windschnittig über den Asphalt rast! Man kriegt nie genug! Schön unten bleiben

in den Aerobars, sogar um die Kurven! Und was man da alles überholen kann! Schaut alle her, das ist mein neues Velo! Leider ist der Spass nach 40 km schon vorbei. Und während man sich selber für das Laufen bereit macht, rennt Nicola schon ins Ziel! Also, los! Laufschuhe an, Frisur richten, Kappe auf und los geht’s. You rock it! Oder doch nicht. Nach zwei Kilometern die erste Krise. Der Puls ist viel zu hoch, Durst, schmerzende Beine. Die Strecke kommt einem vor wie ein Berglauf, so steil ist das! Nebendran geht ein Mann, auch im Spazierschritt. „Corona Speck!“ murmelt er. Ja, ich weiss, bei mir auch. Und das Ganze dauert zwei Runden! Immer wieder wird mal ein Päusli eingelegt, ein wenig im Laufschritt, ein wenig joggen. Völlig unprofessionell, aber keiner schämt sich, es ist der einzige Triathlon, was solls. Nach einer gefühlten Ewigkeit winkt jedoch das Ziel, endlich. Stoppuhr drücken, Schluss, Amen – Maske auf! Die Brille läuft an und jedes Mal, wenn man einen Schluck Cola nehmen will, stört diese doofe Maske. Scheiss Corona, echt! Hat uns das nicht schon genug verdorben? Aber die vom Uster Triathlon, die sind super! Das dies noch möglich war in diesem Sommer, ein so toller und grosser Triathlon durchzuführen! Danke, danke, danke! Trotz dem anstrengenden Lauf, es hat sich so gelohnt. Schon wegen dem Velo, und dem Selfie! Zufrieden schiebt man das Velo wieder aus der Wechselzone. „Du, wollte es dir schon vorhin sagen“, meint eine Kollegin. Jaja, ich weiss, mein Velo! Verlegenes Lächeln. „Nein, schöne Schuhe!“ meint sie. Zufriedene Athletinnen und Athleten ziehen langsam mit ihrem Velo, dem Rucksack und dem Preissäckli von dannen. Wir dürfen nicht lange auf dem Festgelände bleiben. Zuschauer sind gar nicht erlaubt gewesen. Es ist wirklich alles etwas komisch. Und doch war es halt schön, noch so ein Triathlon in diesem Jahr.

„Was für ein Velo hatte eigentlich Nicola Spirig?“ will der beste Ehemann am Abend wissen. Verlegens Schweigen. „Ein schwarzes, glaube ich.“

Greifenseelauf

Weil die Schlappe vom Lauf am Uster Triathlon noch gut gemacht werden musste, ging es am Donnerstagabend den 17. September gleich nochmals zur Seebadi in Uster. Der diesjährige Greifeseelauf ist auch Corona bedingt etwas anders als in anderen Jahren. Gestartet wird über mehrere Tage, man konnte sich dafür eigens einen Slot buchen. So schön der Lauf um den See auch ist, den Laufanlass habe ich immer mehr gemieden, weil es so ein Rummel war. Der diesjährige Lauf ist jedoch ganz nach meinem Geschmack. Keine Parkplatz Probleme, kein langes Anstehen, und nach einem anstrengenden Tag in der Schule mit lauten, vorpubertierenden Jungs und Mädels geht es an einem herrlichen Spätsommerabend auf eine fast einsame Laufrunde um den Gryfi. Weil es eben nicht so viele Läuferinnen und Läufer hat, führt die Strecke alles den Naturwegen gleich am See entlang. Hin und wieder trifft man einen Mitstreiter, eine Mitstreiterin, man kann mal überholen, man wird vielleicht überholt. Aber alles im Rahmen, alles sehr friedlich und dennoch ein wenig Wettkampf Gefühl. Genau die richtige Mischung, um Gas zu geben und doch zu geniessen. 17.8 km ist die Strecke, bei Kilometer 14 geht langsam die Sonne hinter dem Pfannenstiel unter, taucht den Greifensee in ein wunderschönes Abendlicht. Fast wäre ich noch angehalten, um zu staunen, aber eben, die Uster Triathlon Schlappe noch im Nacken, dieses Mal wird nicht angehalten und auch nicht spaziert. So gebe ich tapfer Gas bis zum Ziel und erreiche es mit einer Zeit von 1.37. Not to shabby for me. Schliesslich trage ich einiges an Gewicht mehr mit als in früheren Jahren und das motivierte Training hat nach der Absage des Ironmans auch etwas nachgelassen.

Zwei Mal Uster in diesem Jahr. Zwei Startnummern mehr, die ich in meine Box legen kann. Immerhin. Den Veranstaltern danke für die Kreativität, den Mut, die Arbeit. Es war schön, einfach schön!

Beim Überprüfen der Rangliste stelle ich fest, dass auch Ruth und Christoph am Greifenseelauf teilgenommen haben