Mittwochabend in Wil
Das Wetter an diesem Lauf am Mittwochabend ist
jeweils genau so, wie man das Aprilwetter so kennt. Es gibt einfach alles.
Einmal haben wir die zwei Runden im Wald bei Schneeregen mit Mütze, Handschuhen
und Winterlaufausrüstung gemacht, letztes Jahr war es wunderschönes Wetter, dafür
wurde man in eine gelbe Pollenwolke eingehüllt, es gab ein Abendlauf, an dem
wir es gerade noch vor dem ersten Sommergewitter über die Ziellinie geschafft
haben und an diesem Mittwoch herrschte nun Föhnstimmung. In der Luft ein Hauch
Frühling, die Läuferinnen und Läufer in kurzen Hosen und kurzen Tischis, aber
dennoch mit Jacken am Einlaufen – der Wind fühlt sich recht kühl an.
Es dünkt einen, dass es sehr viel mehr Teilnehmer
hat als letztes Mal, aber vielleicht meint man das auch nur. Jedenfalls sind sie
wieder einmal zahlreich erschienen, die Spinner, die nach einem Arbeitstag noch
«Lust auf einen Lauf» haben. «I wett i wär scho wieder im Ziel.», «I mag hüt
gar nöd eso.» oder «Ich muss es langsam angehen, weisst du, der Marathon am
Sonntag,…» Die spinnen doch, die Läuferinnen und Läufer – irgendwie. Warum
stehen sie denn jetzt da, am Start, mit den Füssen scharrend wie Hengste und
schnelle Stuten, den Knopf gierig auf dem Startknopf der Laufuhr, wenn sie
«nicht mögen»? Die Antwort weiss wohl keiner so recht, aber es macht halt
Spass. Und nach dem Lauf fühlt man sich super, das weiss man auch dann, wenn es
einem am Start noch etwas stinkt.
Die Strecke
Der Abendlauf führt zwei Runden durch den Wald
unterhalb bei Will und knapp an der Raststätte Thurau vorbei. Zuerst etwas
geradeaus, dann zweimal den Hügel hinauf, wieder hinunter und zwischendurch mal
auf schmalen Waldwegen oder Kieswegen. Sie ist abwechslungsreich und schön die
Strecke und hat sicher für jeden etwas dabei. Und weil man zweimal am Waldhaus,
wo der Start ist vorbeirennt, hat man auch immer wieder Zuschauer, die einen
jubelnd anfeuern, das macht Mut.
Auf der Strecke vor und kurz nach dem Ziel weht
der Föhnsturm kräftig übers Feld, wirbelt Staub auf und vor allem weht einem
der Sturm ins Gesicht. Tapfer kämpfen sich die Sportlinnen und Sportler voran,
stemmen sich gegen den Wind und gehen in die zweite Runde. Im Wald ist es etwas
windstiller, dafür zerrt der Föhnsturm an den Bäumen kleines Geäst fällt
herunter und plötzlich ein dumpfer Aufschlag, ein dickerer Ast wird
heruntergerissen. Das Adrenalin schiesst gerade noch etwas in die Höhe und
beschleunigt die Schritte. Wieder geht es in die Gerade vor dem Ziel, nochmals
muss man sich gegen den Wind stemmen und mit letzter Kraft geht es über die Ziellinie
– geschafft!
Im Ziel
Glückliches Händeschütteln und Gratulieren. «Du
feuerst mich auch noch so an, dabei war ich so am Limit», schimpft ein
Mitglied. Ob er denn rufen solle, dass man ja schön langsam in Ziel laufen
soll, wehrt sich der Angegriffene schlagfertig. Gut gekontert! Aber Läuferlogik
war ja noch nie logisch, oder? Es wird schnell kühler, in der kurzen
Laufkleidung friert man. Zum Glück gibt es warmen Tee! Zügig verziehen sich die
Läuferinnen und Läufer dann aber Richtung Turnhalle, es ist einfach zu kalt, um
noch lange in dem Wind zu stehen, jeder will unter die warme Dusche. Im
Laufschritt joggt man somit den Kilometer von der Waldhütte zurück, stolz auf
die vollbrachte Leistung. Jetzt schmeckt das Schoggistängeli natürlich super!
Und
unter dem starken Strahl der Dusche, kriegt man auch noch eine unfreiwillige
Massage. Der Blütenstaub ist auf jeden Fall aus den Haaren gespült worden, bei
der Menge von Wasser, die im Schnelltempo aus dem Duschkopf geschossen ist.
Krebsrot von dem kalten Wind und der Massage unter der Dusche, frisch schamponiert,
gepudert und gekämmt trinkt und isst man noch etwas in der Beiz der Turnhalle
und einige machen sich auch sofort auf den Heimweg, schliesslich ist es ein
normaler Mittwoch (für uns Läuferinnen und Läufer jedenfalls) und morgen muss
man wieder in den Stollen. Es ist eine schöne Müdigkeit, die man jetzt
verspürt, so schläft es sich am besten! Es gibt nichts Schöneres, als nach
einem harten Arbeitstag einen Laufwettkampf zu bestreiten, so zur Erholung, als
Ausgleich, damit man sich nicht mehr so müde fühlt, oder anders müde. Logisch,
oder?