Bericht vom Laufsporttag Winterthur 2022

Der Erste

Es war der Erste, der damals abgesagt wurde und es ist der Erste, den wir in dieser Saison im LSV auf der Liste der Vereinsläufe haben. Schon immer war der Laufsporttag Winterthur ein Zeichen, dass der Frühling kommt. Dieses Jahr ist dieser Lauf aber symbolträchtiger denn je. Noch gut erinnern wir uns zurück an den März 2020, in dem wir in einer Art Schock aufs Handy starrten. «Wegen dem Coronavirus abgesagt!” Und darauf sind zwei Jahr gefolgt mit Absagen, später Einschränkungen. Wir waren froh, wenn wir laufen durften, egal ob mit oder ohne Dusche, mit oder ohne Maske. Aber das Virus war allgegenwärtig. Und so ist es heute wie ein doppelter Frühling, ein Erwachen aus einer langen Zeit der Ungewissheit. Wir haben uns an den Lauf angemeldet, die Rucksäcke gepackt und sind hingegangen. Handy vergessen? Kein Problem, wir wollen ja nur rasch laufen. Kein Zertifikat nötig. Es fühlt sich an, wie eine Ewigkeit, seit damals als wir zuletzt so unbeschwert Richtung Steinacker spazierten mit anderen Läuferinnen und Läufern. Ein Läufer kommt uns entgegengerannt, die Startnummer schon montiert, brav am Einlaufen. Auf seiner Startnummer gross die Zahl 2020. Wir reagieren sogleich: «Ui, so ein armer Siech mit so einer Startnummer!» rutscht es der Nummer 530 raus. Sind wir so gezeichnet, dass uns sogar die Zahl 2020 so aufwühlt? Ein richtiges Gewusel ist es in der Turnhalle, wie früher – irgendwie komisch und ungewohnt, man greift unsicher zur Maske. Soll man oder nicht. Wir sind uns das alles gar nicht mehr gewohnt. Ist es wirklich vorbei? Wird es wieder so wie früher? Und so ganz ist der Frühling auch nicht da, trotz dem Sonnenschein. Der LSV Gfrörli packt die Handschuhe aus, die brauchts einfach noch. (Definitiv ein Zeichen, dass mal eine neue Berichteschreiberin nötig ist, dauernd geht es um Mützen und Handschuhe!)

Der Start

Der Start ist dieses Jahr an einem anderen Ort, fast wären ein paar einsam am Start gestanden und hätten das nicht mal realisiert, schliesslich ist es man sich auch nicht mehr gewohnt, so dicht an dicht mit anderen Menschen zu stehen, ohne Maske. Aber auch das ist dieses Jahr wieder so wie früher. Nur hat man zwischendurch fast ein schlechtes Gewissen, wenn man husten muss und irgendwie getraut man sich auch nicht so recht fest einzuatmen, wer weiss, was für Viren da noch durch die Luft schwirren.

Der Startschuss für die jungen Männer ist um 13:45 Uhr. Schön ist es, einer Läufergruppe nachzuschauen, wahnsinnig, wie die schnellen davonjagen. Deutlich zu schnell, um die Erwartungen des Sprechers zu erfüllen, der die Läufer „in einer guten halben Stunde“ wieder im Ziel erwartete.

Um 14:00 Uhr starten die Damen und die alten Männer. (Sorry, es ist nun mal so!) Und los geht es auf die 11,4 km Laufstrecke durch den Eschenberg Wald. «Dort hat es Trolle, Gnome und Hexen!» Dies aus dem Munde der Berichterstatterin. Er hat etwas Magisches, der Eschenbergerwald mit seinen vielen verwinkelten Wegen, den moosigen, dunklen Waldabschnitten. Verlaufe dich einmal in diesem Wald und du weisst, was es mit den Elfen und anderen magischen Gestalten auf sich hat. Zum Glück ist die Strecke aber markiert und niemand verläuft sich.

Der Frühling

Viele Erinnerungen an vergangene Läufe werden wach. Es gab schon alles: total vereiste Strässchen mit einer Rutschpartie vom Feinsten, warme Frühlingstage, an denen man bereits mit dem Spagettiträger «Libli» laufen konnte und natürlich auch ein Lauf in Schneeregen und Wind. Damals wären fast ein paar Zehen dem Frost zum Opfer gefallen. Die Trolle haben hinter den Bäumen hervorgeguckt und gegrinst. Heute jedoch ist es einfach Frühling und wer Zeit hatte zu schauen, der hat die Elfen gesehen, die hinter den Bäumen umherschwirrten und Glitzerfeenstaub verteilten und Frühlingsgefühle weckten. Schön war es an dem frischen Frühlingstag zu laufen, die ersten Knospen zu sehen, die Krokusse und Schneeglöckchen – und dem einen oder anderen ist vielleicht auch schon das erste Viech in den Mund geflogen.

Im Ziel

500 Meter vor dem Ziel steht Astrid, die Präsidentin, und feuert ihre LSV Kolleginnen und Kollegen an. Das gibt einem nochmals Energie für die letzten Meter. Geschafft! Etwas zu trinken, Gratulationen und dann geht es in die Garderobe. Duschen? Was solls, wir können das auch ohne.

Frisches Tischi darüber und das wars. Corona geübt. Jetzt ab in die Turnhalle, den Preis holen und mit den Kollegen den obligaten Schoggihasen essen, so wie damals vor drei Jahren, als niemand auch nur im Entferntesten einmal gedacht hätte, dass ein Virus die ganze Welt verändert. Aber auch hier merken wir, dass es noch nicht ganz wie früher ist, es sind nur wenige LSV Mitglieder da, viele sind nochmals Skifahren gegangen oder sind an einem Familienfest eingebunden, die müssen ja nach dieser Pandemie auch mal nachgeholt werden. Man getraut sich vielleicht auch nicht so ganz in eine grosse Menschenmasse zu sitzen, noch immer stecken sich viele Leute mit dem Virus an und niemand möchte in dem Frühlingswetter mit Husten und Kopfweh zu Hause im Bett liegen.

Die Schoggihasen müssen noch ein wenig warten. Vielleicht am Huebener Frühlingslauf an unserem zweiten Vereinshaus in diesem Jahr. Auch wenn es noch nicht ganz vorbei ist, wagen wir zaghaft nach vorne zu blicken, freuen uns auf eine Laufsaison so wie früher. Die Pandemie hat Spuren hinterlassen, vieles hat sich verändert. Aber eines ist nach wie vor gleich: Wir haben Freude am Laufen und wissen nun umso mehr – selbstverständlich ist es nicht.