Bericht vom Frauenfelder

Es ist immer der krönende Abschluss der Laufsaison im LSV. Die einen essen nichts Süsses und verzichten auf Alkohol, sie trainieren diszipliniert und setzen alles auf eine Karte. Andere trainieren zwar auch, aber vielleicht weniger diszipliniert und essen umso mehr Schokolade. Von dieser Sorte steht eine Person am 20. November um 10 Uhr mit einem Lätsch auf dem Marktplatz und ist beleidigt, weil die Fitness nicht für den Marathon reicht. Wie die sich meinen, mit ihren schönen roten Nummern. Und wie stolz können erst die sein, die mit einer schwarzen Nummer loslaufen. Bravo, ihr fitten schnellen Marathönler! Das Wetter stimmt auch und in den schwarzen Leggins bekommt man richtig warm. Aber die Jacke kann man jetzt nicht aufmachen, sonst outet man sich mit der blauen Nummer. Zumal gerade zwei mit einer roten Nummer darüber diskutieren, wie dann die mit der blauen Nummer nach Wil alle so gemein überholen. Um halb elf ziehen die Läuferinnen und Läufer davon und für den Rest heisst es jetzt auf nach Wil mit dem Bähnli. Es hat viele Leute, alle freuen sich, dass der Frauenfelder wieder stattfindet, es war eine lange Zeit seit dem letzten Mal.

Immer wieder recken sich die Köpfe, um ein paar Waffenläuferinnen und Waffenläufer zu erspähen. Der ruhigste Ehemann der Welt zieht grad bei Wängi im weissen Gilet über die Strasse und läuft leichtfüssig Eschlikon entgegen. Und unter uns gesagt: Eigentlich sind wir ja saumässig froh, können wir mit dem Bähnli nach Wil fahren.

Oben in Wil bereits reges Treiben. Der Spitzenläufer des Waffenlaufs ist bereits in Wil, unter lautem Gejubel rennt er durch Wil, über den «Starthügel» und dann wieder hinunter Richtung Lommis. Ist der schnell! Sowieso sehen sie alle noch recht frisch aus, dabei haben die ja schon 21km abgespult. Wieder ein Anflug von Neid. Wäre schon cool gewesen. (Bis Lommis!)

Das Wetter ist immer noch gut, aber kalt ist es. Lieber das Gepäck noch nicht aufgeben, noch ein wenig länger in der warmen Jacke bleiben. Der Gfröörli jammert, die Handschuhe blieben zu Hause, was nun? Da merkt man ja nicht mal, dass die Nägel blau lackiert sind, die sehen darunter genau so blau aus! Vor den Toitois bliden sich die bekannten Schlangen, im Gewimmel müffelt es nach Voltaren Creme und Angstschweiss. Fleissige Pfadfinderinnen und Pfadfinder laden das Gepäck in die Lastwagen. Allzeit bereit! Der letzte Riegel wird kameradschaftlich geteilt, gute Wünsche und Schulterklopfen und dann geht es in die Startblöcke. Um 12:30 geht der Startschuss des Halbmarathons. Macht schon Spass, wenn man noch mag und so leicht an den Läuferinnen und Läufern des Marathons vorbeikommt. Der Strassenrand ist gesäumt von Zuschauern, immer wieder wird man angefeuert, Glocken läuten, Musik dudelt irgendwo. Vor Lommis steht ein Ehepaar und singt aus voller Kehle – wie schön! Es ist, als hätten wirklich alle den Frauenfelder vermisst, nicht nur die in den Laufschuhen. Man ist nie allein. (Auch dann, wenn man eigentlich gerne mal allein wäre, hinter einem Baum oder so.)

Bis zum Schluss scheint die Sonne gnädig auf die Läuferinnen und Läufer, belohnt ihre Leistung mit ein paar warmen Novemberstrahlen. Im Ziel, glückliches Händeschütteln, Schulterklopfen und dann gibt es endlich die Trophäe – den Honig!

«I het en au möge – dä Ganz!» meint der Gfröörli wieder etwas beleidigt und das Gspänli nickt. Ja, möglich wäre es schon. Aber ist doch auch schön, wenn irgendwann im Laufe der Jahre, doch die Vernunft siegt. Es reicht ja, wenn einer humpelnd zum Auto schleicht und meint. «Noch 30 Kilometer isches eifach nümm luschtig!»

Und schon liegt er hinter uns, der Frauenfelder. Auf nächstes Jahr – den Ganzen!

Bericht vom Hörnli Trail 1133

Am Samstagmorgen fährt ein Ehepaar mit knallgrünen T-Shirts, Laufschuhen und Sonnenhut Richtung Fischingen. Ein uraltes Cabriolet fährt vor den beiden her, es stinkt und knattert.

«Das verstehe ich schon nicht», brummt der Ehemann. «Wie kann man bei dem Wetter in einem alten Cabriolet herumfahren!» Sie nickt, das Auto fährt weiter und parkiert beim Kloster, inmitten von Läuferinnen und Läufern in brütender Sommerhitze. Und der Cabriolet Fahrer? Der ist weiter unterwegs in seinem Autöli und lässt sich kühlen und wenn er etwas zu sagen hätte, dann würde er wohl den Kopf schütteln und meinen: «Das verstehe ich schon nicht. Wie kann man bei der Hitze freiwillig aufs Hörnli laufen – und noch dafür bezahlen!»

Verstehen tut das wohl niemand, aber Spass macht es. Wenigstens dann, wenn es einem gut läuft. So ganz einfach ist der Hörnli Trail 1133 nämlich nicht. Die Temperaturen sind schon gegen die dreissig Grad an dem besagten 18. Juni. Der LSV Frauenfeld hat die Ärmellosen T-Shirts gewählt und wohl fast jeder hat sich noch für eine Kopfbedeckung entschieden, so heiss brennt die Sonne auf die Läufer und Läuferinnen herunter, die voller Erwartung am Start stehen. Punkt 11:33 Uhr geht es los auf die 11,33 km hinauf aufs Hörnli. Zuerst geht es 2 Kilometer rund ums Dorf, am Kloster vorbei, bevor es dann steil aufwärts Richtung Hörnli geht. Nur hartgesottene laufen alles, viele entscheiden sich für ein zügiges Laufen, es ist einfach zu heiss und zu steil. Zum Glück führt ein grosser Teil durch den Wald, wo es frisch ist und fein duftet. Wenigstens dann, wenn man nicht gerade dicht hinter jemandem bergauf stürchelt. Sonst tropfen und schwitzen alle was das Zeug hält und bei dem Brunnen, der am Wegrand steht, holen sich alle kurz eine Erfrischung.

Der Trail schlängelt sich aufwärts über die Ottenegg zum Grat und dann nach der Allenwinden hinauf bis zum Hörnli. Unterwegs stehen Helfer und bieten Wasser und Iso an, für ganz Hitzige gibt es eine kühle Dusche mit dem Gartenschlauch. «Wenigstens fällt einem die Entscheidung ob Gehen oder Laufen leicht», meint ein LSV Mitglied schnaufend und überholt frech eine jüngere Kollegin, die etwas Krise hat, als es nach ihrem Geschmack etwas zu steil hinunter geht. (Berglauf? Wieso geht es dann da so steil runter!) Gerade am Schluss geht es nochmals so richtig steil über Trails aufwärts, man kommt fast nicht ins Spulen. Und dennoch gibt es niemand, der nicht trotz Hitze und müder Beine noch zu einem Schlussspurt ansetzt, ins Ziel gehen, das will man dann doch nicht. Geschafft! Weit über dem Kanton Thurgau ist man im Ziel. Pfludinass geschwitzt, alle tropfen und haben Durst. Herrlich schmecken da die Erdbeeren und das kühle Wasser. Der Cabriolet Fahrer ist wohl in der Beiz und geniesst ein Bier, schüttelt den Kopf, als die Läuferinnen und Läufer nach getaner Leistung wieder vom Hörnli herunterlaufen. «Da laufen die hoch, liegen halbtot in der Wiese, stopfen sich eine halbe Banane runter und dann laufen sie den Berg wieder runter. Wofür?»

Logo, für die Leistung, mit der wir nun auf Garmin angeben, für den Stoffsack mit Schöggeli, Eistee und Hörnli drin. Für das wohlverdiente Nachmittagsschläfchen auf dem Sofa zu Hause.

In der Allenwinden steigen die Läuferinnen und Läufer in den Shuttlebus und lassen sich den Rest des Weges zurück nach Fischingen fahren. Glückliche verschwitze Gesichter, einer tropft wie ein kaputter Wasserhahn, an den Fenster tanzen Bremen und hoffen auf Blut. Der Cabriolet Fahrer ist sicher froh, sitzt er in seinem luftigen Auto, in dem Shuttlebus ist auf jeden Fall ganz dicke Luft, aber das merken diese Leute natürlich nicht, die Glückshormone haben gerade ein Hoch. Einer klatscht eine Breme an seinem Bein tot.

In Fischingen gibt es kühles Bier und Verpflegungen, Preise werden vergeben. Das Ehepaar fährt nach Hause, die Fenster sind heruntergerollt, warme Sommerhitze trocknet die verschwitzen Gesichter. Ein heisser Sommertag neigt sich dem Ende zu. Und die Läuferinnen und Läufer, sowie der Cabriolet Fahrer sind sich einig: «Schön war es auf dem Hörnli – auch wenn man es nicht versteht. Verstehen muss das niemand, solange jeder glücklich ist dabei.»

mw

Vereinsrangliste Hörnli Trail 1133 2022

Zeitfahren mit dem Tri Club

oder Modeschau der Rennvelos

Wir wurden eingeladen – und zwar vom Tri Club Frauenfeld. Schliesslich sind wir vom LSV zu sicher einem Drittel auch Triathleten. Längerfristig wird wohl jeder Läufer, jede Läuferin mal zu einem Triathleten, zu einer Triathletin, da man als Läufer und Läuferin hin und wieder verletzt ist. Und wer uns kennt, der weiss, verletzte Läuferinnen und Läufer lieber in Ruhe lassen, die sind bissig. Und so weicht man dann eben aufs Velo aus, bis man sich da auch noch verletzt. Oder es ist heiss und man ist mit dem Velo an einen See gefahren, dann geht man schwimmen. Und voila! Da hat man den Triathlon.

Mittwochabend Trainingscup

Der langen Rede kurzer Sinn: Fast alle haben zu Hause auch ein Rennvelo im Stall. Einer hat sogar noch schnelle Rädli die kurzfristig montiert werden müssen und so fährt ihm die Frau schon mal davon. Bei einer Einladung zu spät kommen geht gar nicht. Und so trifft man sich am Mittwochabend gegen sechs unten in der Allmend zusammen mit anderen Triathletinnen und Triathleten. Das Tenü ist etwas anders, die Laufschuhe sind zu Hause geblieben (auf jeden Fall bei uns LSV Mitgliedern – dazu noch später mehr) und dabei hat jeder sein Schmuckstück, sprich: Das Rennvelo. Nummer 17 hat zwar ein altes Rennvelo, aber eben, schöne Rädli! Das schönste Velo darunter, zweifellos das der Nummer 13! (siehe Bild) Plöffig sind einige sogar mit den Triathlon Lenkern aufgekreuzt, schliesslich ist heute Zeitfahren angesagt.

Etwas eingeschüchtert gucken die meisten auf die Triathlon Velos des anderen Clubs. Maschinen sind das und das was oben drauf sitzt sowieso. Jeder von uns hat schnell das Gefühl, das Besenvelo zu sein. Zum Glück kommen dann aber noch Kollegen mutig mit ihren Militärvelos. Cool sieht das aus.

Intervallstart

Und zur Erleichterung ist es auch noch ein Intervallstart. Wenn man also etwas früher losfahren kann, wird man wohl nicht grad zwei Mal umrundet von so einer Supermaschine. Der Puls steigt dann aber schon recht an, als die Startlinie näher rückt. Gang runterschalten, einklicken und los geht es. Es ist schön flach, also runter in die Triathlon Lenker und zeigen, was das schönste Velo drauf hat. Cool tönt es, wenn man so über den Asphalt flitzt. Weniger cool ist es, dass man schon nach einem Kilometer von so einer Maschine überholt wird und erst noch das Gefühl hat, wie eine Schnecke am Boden festzukleben. Wusch, und das andere Velo zieht vorbei. Windschattenfahren? Pff, wie denn! Dennoch kommt man recht ins Schwitzen und Schnaufen, so einfach ein bisschen velöle ist das also nicht! Und ganz ausser Puste trifft man die LSV Mitglieder im Ziel wieder. Alle strahlen. Das war richtig geil! Wir sind schon cool, wie wir halt auch Velofahren können, wir meinen uns mega, bis die vom Triathlon Club in ihren windschnittigen Anzügen so leichtfüssig und diszipliniert noch einen Lauf anhängen. Brav den Wechsel geübt und jetzt noch eine Runde laufen. Tja, wir haben die Laufschuhe zu Hause und eigentlich sind wir etwas müde und sowieso, morgen muss man schliesslich wieder in den Stollen, und der Znacht wartet und so…

Die Triathlon Saison hat begonnen

Nochmals ein letzter Blick auf die schönen Rennvelos der Kolleginnen und Kollegen, ein Händedrücken, ein Winken und ein Dankeschön an den Tri Club, das wir mitmachen durften, dann geht es heim. Die Beine sind müde, die schönen Rädli etwas staubig, wir geniessen den warmen Sommerwind, den Duft von Heu – ja, es ist Triathlon Saison – die schönste Zeit!

Bericht vom Laufsporttag Winterthur 2022

Der Erste

Es war der Erste, der damals abgesagt wurde und es ist der Erste, den wir in dieser Saison im LSV auf der Liste der Vereinsläufe haben. Schon immer war der Laufsporttag Winterthur ein Zeichen, dass der Frühling kommt. Dieses Jahr ist dieser Lauf aber symbolträchtiger denn je. Noch gut erinnern wir uns zurück an den März 2020, in dem wir in einer Art Schock aufs Handy starrten. «Wegen dem Coronavirus abgesagt!” Und darauf sind zwei Jahr gefolgt mit Absagen, später Einschränkungen. Wir waren froh, wenn wir laufen durften, egal ob mit oder ohne Dusche, mit oder ohne Maske. Aber das Virus war allgegenwärtig. Und so ist es heute wie ein doppelter Frühling, ein Erwachen aus einer langen Zeit der Ungewissheit. Wir haben uns an den Lauf angemeldet, die Rucksäcke gepackt und sind hingegangen. Handy vergessen? Kein Problem, wir wollen ja nur rasch laufen. Kein Zertifikat nötig. Es fühlt sich an, wie eine Ewigkeit, seit damals als wir zuletzt so unbeschwert Richtung Steinacker spazierten mit anderen Läuferinnen und Läufern. Ein Läufer kommt uns entgegengerannt, die Startnummer schon montiert, brav am Einlaufen. Auf seiner Startnummer gross die Zahl 2020. Wir reagieren sogleich: «Ui, so ein armer Siech mit so einer Startnummer!» rutscht es der Nummer 530 raus. Sind wir so gezeichnet, dass uns sogar die Zahl 2020 so aufwühlt? Ein richtiges Gewusel ist es in der Turnhalle, wie früher – irgendwie komisch und ungewohnt, man greift unsicher zur Maske. Soll man oder nicht. Wir sind uns das alles gar nicht mehr gewohnt. Ist es wirklich vorbei? Wird es wieder so wie früher? Und so ganz ist der Frühling auch nicht da, trotz dem Sonnenschein. Der LSV Gfrörli packt die Handschuhe aus, die brauchts einfach noch. (Definitiv ein Zeichen, dass mal eine neue Berichteschreiberin nötig ist, dauernd geht es um Mützen und Handschuhe!)

Der Start

Der Start ist dieses Jahr an einem anderen Ort, fast wären ein paar einsam am Start gestanden und hätten das nicht mal realisiert, schliesslich ist es man sich auch nicht mehr gewohnt, so dicht an dicht mit anderen Menschen zu stehen, ohne Maske. Aber auch das ist dieses Jahr wieder so wie früher. Nur hat man zwischendurch fast ein schlechtes Gewissen, wenn man husten muss und irgendwie getraut man sich auch nicht so recht fest einzuatmen, wer weiss, was für Viren da noch durch die Luft schwirren.

Der Startschuss für die jungen Männer ist um 13:45 Uhr. Schön ist es, einer Läufergruppe nachzuschauen, wahnsinnig, wie die schnellen davonjagen. Deutlich zu schnell, um die Erwartungen des Sprechers zu erfüllen, der die Läufer „in einer guten halben Stunde“ wieder im Ziel erwartete.

Um 14:00 Uhr starten die Damen und die alten Männer. (Sorry, es ist nun mal so!) Und los geht es auf die 11,4 km Laufstrecke durch den Eschenberg Wald. «Dort hat es Trolle, Gnome und Hexen!» Dies aus dem Munde der Berichterstatterin. Er hat etwas Magisches, der Eschenbergerwald mit seinen vielen verwinkelten Wegen, den moosigen, dunklen Waldabschnitten. Verlaufe dich einmal in diesem Wald und du weisst, was es mit den Elfen und anderen magischen Gestalten auf sich hat. Zum Glück ist die Strecke aber markiert und niemand verläuft sich.

Der Frühling

Viele Erinnerungen an vergangene Läufe werden wach. Es gab schon alles: total vereiste Strässchen mit einer Rutschpartie vom Feinsten, warme Frühlingstage, an denen man bereits mit dem Spagettiträger «Libli» laufen konnte und natürlich auch ein Lauf in Schneeregen und Wind. Damals wären fast ein paar Zehen dem Frost zum Opfer gefallen. Die Trolle haben hinter den Bäumen hervorgeguckt und gegrinst. Heute jedoch ist es einfach Frühling und wer Zeit hatte zu schauen, der hat die Elfen gesehen, die hinter den Bäumen umherschwirrten und Glitzerfeenstaub verteilten und Frühlingsgefühle weckten. Schön war es an dem frischen Frühlingstag zu laufen, die ersten Knospen zu sehen, die Krokusse und Schneeglöckchen – und dem einen oder anderen ist vielleicht auch schon das erste Viech in den Mund geflogen.

Im Ziel

500 Meter vor dem Ziel steht Astrid, die Präsidentin, und feuert ihre LSV Kolleginnen und Kollegen an. Das gibt einem nochmals Energie für die letzten Meter. Geschafft! Etwas zu trinken, Gratulationen und dann geht es in die Garderobe. Duschen? Was solls, wir können das auch ohne.

Frisches Tischi darüber und das wars. Corona geübt. Jetzt ab in die Turnhalle, den Preis holen und mit den Kollegen den obligaten Schoggihasen essen, so wie damals vor drei Jahren, als niemand auch nur im Entferntesten einmal gedacht hätte, dass ein Virus die ganze Welt verändert. Aber auch hier merken wir, dass es noch nicht ganz wie früher ist, es sind nur wenige LSV Mitglieder da, viele sind nochmals Skifahren gegangen oder sind an einem Familienfest eingebunden, die müssen ja nach dieser Pandemie auch mal nachgeholt werden. Man getraut sich vielleicht auch nicht so ganz in eine grosse Menschenmasse zu sitzen, noch immer stecken sich viele Leute mit dem Virus an und niemand möchte in dem Frühlingswetter mit Husten und Kopfweh zu Hause im Bett liegen.

Die Schoggihasen müssen noch ein wenig warten. Vielleicht am Huebener Frühlingslauf an unserem zweiten Vereinshaus in diesem Jahr. Auch wenn es noch nicht ganz vorbei ist, wagen wir zaghaft nach vorne zu blicken, freuen uns auf eine Laufsaison so wie früher. Die Pandemie hat Spuren hinterlassen, vieles hat sich verändert. Aber eines ist nach wie vor gleich: Wir haben Freude am Laufen und wissen nun umso mehr – selbstverständlich ist es nicht.

Bericht von der Lauf-Cup Speicher 2021

Eine Analyse der Typen von Läufer und Läuferinnen

Es ist wieder so weit, der Lauf Cup startet wie jedes Jahr im Oktober in Speicher im Appenzellerland. Und sie kommen, die Läuferinnen und Läufer, und zwar jede Art und Gattung. Zum Beispiel der Vergessliche, der nach einem Kilometer seinem Kollegen mitteilt, dass er vergessen habe seine Socken hochzuziehen und drum am Wegrand nochmals anhalten musste. «Ha no müese d Söcke ufezie, weisch!» Ein Satz den ich bis jetzt noch nie an einem Lauf gehört habe. Sonst geht es mehr um vergessene Startnummern, Badges oder das Duschmittel. Die beiden letzteren Utensilien brauchte man bei diesem Lauf jedoch nicht. Duschen gibt es keine – wegen Corona (jaja, wir wissen es langsam, na und?) – und den Badge brauchte man auch nicht, da bei diesem Lauf Cup ein Chip in der Startnummer drin ist. Sehr bequem, nun muss man auf den letzten 200 Metern nicht mehr unter dem T-Shirt auf Suche nach dem Badge gehen und kann volle Kanne ins Ziel rennen. Apropos volle Kanne: Bossis Spezialtee gab es Coronabedingt auch nicht! Das geht doch nicht, denn damit konnte man sich über das fehlende Kuchenbuffet hinwegtrösten.

Unter den Läuferinnen und Läufertypen ist auch der Besserwisser dabei. Er weiss alles und klärt weise darüber auf, dass der Wurzelweg bald aufhört und es dann bald aufwärts geht, auf einem Kiesweg. Danke! Wir sind alle das erste Mal hier! Und dann kommt zu den vielen Typen noch der Taktiker. Er läuft diesen Lauf langsam, schliesslich will er ein gutes Handicap haben. Kurz vor dem ersten steilen Aufstieg begegnet man dem Ehrgeizigen. Er läuft in der Mitte des engen Weges und wenn man überholen will, dann weicht er je nach dem nach links oder rechts aus. Oder schlägt mit dem Ellbogen aus. Überholen geht auf jeden Fall erst bergauf, da gibt er nämlich den Geist auf und der Ehrgeiz steckt er sich vorübergehen an den Hut. Dafür kommt dann die Berggeis zum Zuge. Sie überholt aufwärts und wird grosszügig überholt, wenn es danach wieder abwärts geht. Wir sind schliesslich im Appenzellerland, da geht es immer auf- und abwärts. Und mit der Berggeis läuft der Plauderer mit. Er unterhält sich über das schöne Wetter, will die Qualitäten und Tücken der Strecke genauer wissen und wenn man schon am Plaudern ist, dann kann man auch grad die ganze Läuferkarriere erzählen und es war doch eine Hammer-Party vor zwei Wochen. Plauder und Plauderinnen gibt es auf der ganzen Strecke, sie unterhalten den Rest, wenn es zäh wird und muntern auf. Auf verteilt über die ganze Strecke sind auch die Tiefstapler und Tiefstaplerinnen unterwegs. «Ich gehe es heute langsam an.» oder «Heute bin ich nicht fit, das wird nichts mit einer Spitzenzeit!» Natürlich wird es was, warum überholst du mich denn jetzt so schamlos, obwohl ich schon ans Aufgeben denke? Nahe dran an den Tiefstapler sind die Mutmacher, vielleicht sind sie ja beides. «Heja, super! Weiter so!» heisst es beim Überholen und irgendwie glaubt man es und macht weiter. Wer auch bei diesem Lauf nicht fehlt ist der Verletzte. «Es zwackt mich einfach im Bein/Hintern/Oberschenkel/…», jammert er und erzählt, wie es zu dieser Verletzung gekommen ist. Und dass er nächste Woche einen Marathon hat und jetzt mal schaut, ob es geht. Und sonst geht er dann nicht. (Jaja, du ruhigster Ehemann der Welt. Wir glauben dir das. Schliesslich bist du jetzt so vernünftig und bist an diesen Lauf gekommen, um zu schauen, ob es geht – mit Verletzung). Kurz vor dem Schnuggenbock gesellt sich eine weitere Läuferart dazu. Der Hechler. Er hängt sich beim ersten Aufstieg an die Fersen, überholt nicht und hechelt so laut, dass man nicht so recht weiss, ob man sich nun aufregen soll oder dem armen Kerl Hilfe anbieten muss. Weiter gibt es dann noch den Pragmatiker, ein Tischi und eine Hose reicht, egal wie alt (und wie durchsichtig!) und die Ausgeschmückte, neueste Laufuhr, Tischi passt zur Laufhose, neue Schuhe, extra für diesen Lauf, Laufband, Stirnband, alles sitzt perfekt und sie duftet wie eine Blumenwiese nach einem feinen Sportwaschmittel.

Nach dem Schnuggenbock ist der Lauf praktisch geschafft. Die Aussicht haben alle genossen, der frischverschneite Säntis konnte bestaunt werden, der Geniesser und die Geniesserin ist nämlich das letzte Stück spaziert, man muss ja nicht immer laufen. Und auf der Zielstrecke kommt nochmals ein anderer Läufertyp zum Vorschein: Das Kamel. Sobald es den Stall (oder das Ziel) riecht, gibt es Gas und überholt nochmals. Im Ziel teilt die Berggeis tüchtig aus. Taktiker? Da ist doch eigentlich der Schummler. Die Tiefstapler werden mit bösem Blick und einem giftigen Kommentar beglückt, der Skeptiker (Hesch d Hendsche jetzt bruucht?») wird in den Senkel gestellt und dann wird noch laut gemault, weil Bossis Tee fehlt. Sie kann nicht anders, die Geis ist eine waschechte Appenzeller Ziege mit Heimvorteil. Man findet sie bei den meisten Lauf Cups. Sie ist weiss, gehört zur Hornlosen Rasse, etwas rezent aber im Herz gutmütig und schnell zu zähmen.

Schön wars, der erste Lauf Cup im Appenzellerland. Das findet nicht nur die Ziege.

Bericht vom 5. Herderner Lauf

Samstag 18. Sepember 2021

Der Herdernlauf – oder was man sich aufs Alter vornehmen sollte 

Die Berichterstatterin des LSV scheint aus dem Club ausgetreten zu sein – so könnte man denken. Denn kaum ein Bericht erschien in letzter Zeit und das obwohl wieder Läufe stattfinden. Nein, ausgetreten nicht, aber dauernd tanzt sie auf fremden Hochzeiten. Es ist also höchste Zeit für einen Bericht und der Herdern Lauf ist gerade um die Ecke (und ein paar Höhenmeter weiter oben!), da bietet es sich ja wirklich an. Selber schuld, wenn man am Abend vorher noch mit dem Greifenseelauf fremd geht. Jetzt ist einfach wieder mal so ein Vereinslauf dran und das mit einem Bericht. Punkt. Um zwölf Uhr schwingt man sich so mit schweren Beinen aufs Velo und strampelt den Hügel nach Herdern hoch. Das wird nix mit einem Podestplatz, die Beine sind schwer! Aber umso besser. Man zieht sich also die Triathlon Velohose an, da muss man nicht umziehen, einfach ein frisches Tischi und dann nach dem Läufli grad wieder heim und das Prichtli schreiben. Über diese Fehlüberlegung und die schlechte Kleiderwahl dann später im Bericht. 

Zahlreich sind sie erschienen die Mitglieder des LSV Frauenfeld. So zahlreich, dass es bei der Siegerehrung zwei Stunden später sogar noch einen Preis gibt für den Verein. Ganze 17 Mitglieder haben am Herdern Lauf teilgenommen. Nach der langen Zeit in der nun wegen der Pandemie keine Wettkämpfe stattgefunden habe geniessen wir es alle noch etwas zusammen zu sein und zu plaudern. Es ist fast ein wenig wie früher, es mach einem wehmütig. Es ist so lange her, dass manm sich schon richtig daran gewöhnt, nicht die Hände zu geben und man fühlt sich irgendwie nackt ohne Maske. Apropos Maske, das gehört mittlerweile ja auch einfach zur Ausrüstung. Im Auto liegt immer eine rum, in der Handtasche findet man eine verwurstelte Maske, in der LSV Jacke ist auch noch eine, x-Mal gefaltet und wahrscheinlich schon durch mehrere Waschgänge durch gegangen und wieder getrocknet, und im Laufrucksack ist auch immer eine Reservermaske drin. Schon komisch, wie man sich daran gewöhnt. Auch ans nicht-duschen gewöhnt man sich, dann zieht man halt einfach ein frisches T-Shirt an und richtet sich die Haare notdürftig wieder einigermassen ein. (Wiederum genauere Infos dazu später im Bericht).  

Um viertel vor eins starten die Waffenläufer, um ein Uhr ist bereits der Volkslauf dran. Die Strecke ist anders als letztes Mal und führt zuerst 500 Meter durchs Dorf. Ein LSV Mitglied ist sehr verwirrt. «Wir starten doch sicher in die falsche Richtung – alle!» Zum Glück haben wir letzten Mittwoch die Strecke schon einmal abgerannt, auch wenn die einen den Weg trotz der Pfeile nicht gefunden hätten. «Heute ist die Chance, dass ihr den Weg findet grösser, ihr könnt nicht mehr so viel quatschen auf dem Weg», meint einer trocken. Nein, quatschen tun wir nicht, es ist recht warm für so einen Tag im frühen Herbst. Aber den Weg finden wir nicht deswegen so gut, sondern weil man einfach den anderen nachlaufen kann. Auf jeden Fall geht es der Berichterstatterin so. Sie fällt sofort zurück, den Greifenseelauf in den Beinen und ein Appenzellerbiberli im Bauch. Super, das muss ich mir abverdienen! Ach, dieser Coronaspeck, ach, das Alter. Vor zwei Jahren war ich noch so viel leichter, so viel schneller! Warum, warum nur….Die ersten zwei Kilometer sind harzig, dann bessert es langsam. Die Strecke ist super und die Aussiecht über das Thurtal und die dahinter liegenden Bergen wunderschön. Was für ein herrlicher Herbsttag. Und wie schön, dass wir wieder miteinander laufen können. Vor mir laufen zwei junge Frauen vom LC Frauenfeld. Die sind sicher erst so 12 oder 13 Jahre alt. Schlank und rank mit wippenden blonden Pferdeschwänzen joggen sie leichtfüssig dahin und plaudern. Wie herzig und wie cool, dass diese zwei jungen Frauen auf diesen Lauf gehen. Mit was habe ich eigentlich meine Teenager Zeit verbracht? Mit sich sorgen, ob man dazu gehört und nicht zu dick ist. Was für eine elende Zeitverschwendung! Habe ich damit je einmal aufgehört? Nein, seit über 30 Jahren schon überlege ich mir nun, ob ich zu schwer bin, anstatt so glücklich wie diese Mädels dahin zu joggen. Gerade vorher war doch dieses Gejammer wegen dem Coronaspeck. Wäre es nicht einmal Zeit damit aufzuhören? Ich laufe hier an einem wunderschönen Herbsttag mir Kolleginnen und Kollegen an einem Laufevent in meiner Heimat. Vorhin hat es wunderbar nach Bratwurst geduftet und das einzige was ich mir überlegt habe, ob das nun drin liegt nach den 10 km oder nicht. Ich hole mir nachher sowas von einer Wurst! Schluss mit diesem Gejammer, ich höre damit auf, ab jetzt! Ich überhole die zwei Mädels, werfe noch einen Blick zurück und bin nahe daran, ihnen für diese Erleuchtung zu danken.  

Es geht nach 5 km nochmals wacker den Hügel hinauf. (Ich muss ein Stück gehen). Was solls, Hauptsache mitgemacht, Hauptsache es gibt wieder mal einen Bericht. Im Ziel wieder freudiges Beisammensein mit den anderen LSV Mitgliedern, das Viva Coci schmeckt super! Jetzt das trockene T-shirt anziehen und heim zum Mittagsschlaf, der schon zu lange warten musste. Und dann plötzlich der Satz des besten Ehemannes: «Du bisch im Fall Dritti!» Au nei, jetzt muss ich so aufs Podest? Die Präsidentin lacht. «Tja, solche Probleme bleiben mir halt erspart!» Warum habe ich mir nicht wenigstens noch trockene Hosen eingepackt. Und einen Kamm. Nun geht es mit rotem Näggel, nass-geschwitzen Velohosen und stinkig aufs Podest! Aber was habe ich mir vorgenommen? Aufhören sich immer wieder zu fragen, ob man dazu gehört und nicht zu dick – oder in meinem Fall – zu stinkig ist. Deswegen gibt es nun halt eine Bratwurst und was Gutes zu trinken. Und nach und nach treffen die anderen Mitglieder des LSV am Tisch ein, frisch geduscht, gepudert und gekämmt, bereit fürs Podest. Tüchtig abgesahnt hat der LSV Frauenfeld!  

Es ist wirklich zurück, das gesellige Zusammensein am Tisch nach einem Lauf, mit Bier und Kuchen und Wurst, alle wundern sich wer welchen Platz belegt hat und welche Zeit man gerannt ist. Handys werden herumgereicht, Witze gerissen. Die Berichterstatterin schreibt in Gedanken mit. Tief drinnen der Wunsch, dass wir bald in die Normalität zurückfinden, die Diskussionen über Zertifikatspflicht, Impfen und anderes rund um die Pandemie in weiter Ferne liegen. Es hat einem so gefehlt, dieses Zusammensein. Wie lange es her, als wir unter Gelächter nach einem Lauf am Tisch einen Osterhasen geschlachtet und die Stücke verteilt haben, es macht einem wehmütig. Hoffentlich ist bald alles vorbei und wir sind wieder oft so zusammen. An einem Tisch mit Plastiktischtuch, Bier und die Pfunde, die man während der Zeit auf dem Sofa nun als Isolation angefressen hat, das stört uns auch nicht. Wir sind zwar älter geworden, aber wir sind Läuferinnen und Läufer und geniessen es, an so einem Tag um die Wetter zu laufen. 

Ranglisten – Volkslauf 2021 – Herderner Lauf

Bericht vom Ironman 70.3 Rapperswil-Jona 2021

Registrierung im Regen

Drei Mal wurde der Ironman 70.3 nun schon Corona bedingt verschoben. Drei Mal waren wir sogar froh darum, denn das Wetter war an drei Tagen einfach schrecklich. Der vierte Versuch wurde auf den 8. August 2021 angesetzt – da wird es ja sicher schön warm sein, der See und das Wetter. Haha! Auf jeden Fall haben wir drei vom LSV, Thomas, Yvonne und meine Wenigkeit, das Wetter mit Besorgnis studiert und als wir uns am Samstag vor der Arena in Rapperswil treffen schifft es, was es nur so kann. Wir müssen uns registrieren: Corona Check, Lizenz zeigen, einen Waver unterschreiben. (Wollen sie sich für den Slot für den Ironman New Zealand qualifizieren? Nochmals haha: Ich will eigentlich nur über die Ziellinie laufen bevor der Besenwagen kommt!) Ausgerüstet mit drei verschiedenen Plastiksäcken, der Badekappe, Nummernkleber geht es dann zum Check-in. Immer noch regnet es in Strömen, ich muss mein liebes Velo für die Nacht in der Wechselzone lassen – schluchz – und das bei dem Wetter! Die Säcke werden gut verschnürt mit allen Velo- und Laufsachen, die bleiben beim Velo. Alles organisieren kann ich es ja dann noch morgen vor dem Start. (Was ich dann natürlich nicht mache, weil ich kalt habe!) 

Übernachtung in Rapperswil

Wir drei übernachten in Rapperswil in einem Hotel. Es ist ein sehr schickes Hotel und nicht so vorbereitet für drei puddelnasse Triathleten/Triathletinnen, die Hunger haben und morgens um sechs Uhr einen Kaffee und ein Honigbrötli wollen. Der Kellner fragt sich wohl, was das soll, als wir bereits nach Dreiviertelstunden, schon wieder das Bedürfnis nach Bewegung haben und noch einen Spaziergang draussen machen. Die Abendsonne zwängt sich durch die Wolken, taucht Rapperswil und den See in ein magisches Licht. Und just dann erscheint ein riesiger, wunderschöner Regenbogen über Rapperswil und das Ende des Bogens, dort wo das Gold begraben sein soll, beleuchtet den Schwimmstart mit den Bojen. Das ist sicher ein gutes Zeichen. 

Regenbogen über der Strecke

Mästen vor dem Schlachten

Wir gehen zeitig ins Bett und schlafen natürlich sehr schlecht. Nervös sitzen wir morgens um sieben Uhr wieder im Restaurant und die Köchin, eine richtige serbische Mama macht sich Sorgen, weil wir ihrer Meinung nicht richtig essen. «Ich mache Rührei! Nehmen sie Früchte, und Müsli! Ich kann Omelett machen!» nötigt sie uns und die Vorstellung, wie ich mit einem warmen Rührei im Magen nach Goldigen hochstrample bringt mich schon zum Würgen! Wir halten es nicht lange aus und machen uns auf den Weg. Schon aus Angst, die serbische Mama kommt mit und sorgt persönlich dafür, dass wir noch anständig essen. 

Eisberg in Sicht

Es ist bedeckt, der See sieht eiskalt aus und ist es auch. 16.5 Grad! Ich erfriere! Die Nervosität und das kühle Wetter lassen mich zittern, sogar als ich im Neopren bereitstehe.  Daniela Ryff rennt bereits mit dem Velo aus der Wechselzone. Wir «Age-Grouper» verfolgen sie mit neidischen Blicken. Ist die schnell! Aber ein bisschen stolz sind wir auch auf uns selber, denn wir machen Triathlon neben unserem Beruf und der Familie. Genug blöd angeschaut werden wir dafür, wenn wir das Mittagessen sausen lassen, um noch ein Läufli oder Schwümmli reinzuquetschen oder anstatt mit dem Auto mit dem Rennvelo zum Teamanlass kommen und das Röckli über die Velohosen anziehen. Und unsere Duftnote ist nicht Chanel, sondern Chlor Nr. 1.

Warten auf den Henker

Mir ist es ist mir einfach zu kalt, ich mache mir ernsthafte Sorgen (Thomas auch, aber er sagt nichts.) Normalerweise starte ich unter solchen Bedingungen gar nicht, aber der Ironman ist einfach zu teuer, um zu klemmen, ausserdem haben Yvonne und ich so lange trainiert und ich stolziere jetzt dann schon ein halbes Jahr mit einem Rucksack herum, den ich mir noch nicht verdient habe. Thomas und Yvonne starten vor mir. Eine letzte Umarmung, gute Wünsche und meine Triathlon Freundin und Ehemann verschwinden mit ihren blauen Badekappen montiert in der Arena zum Schwimmstart. Ich stehe verloren inmitten von fremden Triathletinnen und Triathleten. Ich chatte mit meinem Cousin in Kanada und klage ihm mein Elend. Er tröstet mich. Der hat gut Reden, in Kanada leiden sie gerade unter eine Hitzewelle. Mein Start ist um 9:22. Ich sterbe vor Angst und habe bereits zu kalt – Super! Links und rechts von mir wird aber auch gejammert. Eine junge Frau zeigt mir ihre blauen Fingernägel, passend zum Dress. Ich habe meine auch lackiert – passend zum Dress. Violett. Zum Glück nicht blau, dann würde ich definitiv aussehen wie eine Wasserleiche – würde ja passen bei den Temperaturen!

1.9 km Schwimmen

Und dann geht es plötzlich schnell. Im vier Sekundentakt wird gestartet, ich bin um 9:31 dran. Rein in den See – es verschlägt mir fast den Atem, so kalt ist es. War es das? Ich fühle mich in der Gruppe jedoch wohl, endlich werde ich nicht immer von Schwimmern und Schwimmerinnen überholt und so überstehe ich den Schwumm erstaunlich gut. Bereits frierend erreiche ich das Ufer, die Helfer ziehen mich aus dem Wasser und mir wird bewusst wie kalt ich wirklich habe.

Transition 1

Ich kriege den Neo kaum auf, meine Hände scheinen eingefroren zu sein. Mit Mühe ziehe ich den Reisverschluss runter, schäle mich aus dem Teil und trockne mich ab. Weiss der Geier warum, denn es beginnt nun tatsächlich auch noch zu regnen. Ich friere und schaffe es nur langsam ein trockenes Oberteil und die Ärmlinge anzuziehen. Ganze acht Minuten verstreichen in der Wechselzone, weil ich vor Kälte nur so schlottere und mich kaum bewegen kann.

90 km Velofahren

Endlich bin ich auf dem Velo und strample los, es regnet und ich bin sofort wieder nass, es tropft unangenehm vom Helm runter, warm kriege ich natürlich nicht. Das Bild von Daniela Ryff, die einmal einen Ironman abgebrochen hat, weil sie unterkühlt war, schwebt mir im Hinterkopf herum. Bei Schmerikon steht Sandra am Rand und macht mir Mut. Sie weiss, wie es ist, wenn man dauernd friert. «Jetzt gits denn schön warm, jetzt gots ufe!» Es tut mir tatsächlich gut nach Goldingen hinaufzustrampeln, endlich taue ich etwas auf und der Regen hört auf. Jetzt kommt sicher bald die Sonne, zum Glück habe ich Sonnencreme eingestrichen. Als ich Goldingen erreiche und mich auf die Abfahrt freue, wird meine Hoffnung wieder zerschlagen. Es beginnt wieder zu regnen, die Strassen sind nass und zur Kälte kommt nun auch noch die Angst, ich könnte mit dem Velo stützen. Wenn dort nicht Evelyn gestanden und hätte mich lauthals angefeuert, ich hätte das Velo wohl an den Strassenrand gestellt und meinen Bruder angerufen, er soll mich abholen! Langsam fahre ich wieder runter. Nix mit in den Aerobars liegen und im Triathlon Style runter brechern! Auf der Strasse nach Rapperswil kommt mir Yvonne entgegen. Den Blick eisern nach vorne gerichtet, verbissen, patschnass und nur im Triathlon Dress, die Arme! Sie sieht schnell aus! Hoffentlich sehen wir uns an der Ziellinie, hoffentlich erfriere ich nicht vorher. Der Regen hört erst auf, als ich wieder in Schmerikon das zweite Mal den Anstieg nach Goldingen unter die Räder nehme. Ich bin durchnässt, habe immer noch schrecklich kalt und meine Füsse spüre ich schon lange nicht mehr. Ich tue mir unendlich leid! Immerhin habe ich keine Angst mehr, es ist mir sowas von egal, ich will nur noch zurück nach Rappi, so schnell es geht! Das viele Trainieren auf dem Velo hat doch was gebracht, ich bin längst nicht mehr so ein «Gstäbi» auf dem Velo wie ich gedacht habe. Ich trete in die Pedalen und rase hinunter, es spritzt und es kommt tatsächlich noch etwas von dem Triathlon Gefühl auf, der Wind dröhnt mir in die Ohren. Und alles tut mir weh vor Kälte. Kurz überlege ich mir, ob ich bei der Eschenbach Station bei den Samaritern vorbei soll, weil ich mir langsam Sorgen um den Zustand meiner Füsse mache, aber die würden wohl nur noch den Tod meiner Treter feststellen, mich womöglich nicht mehr weiterfahren lassen und so gibt es für mich nur noch eins: Zurück zur Wechselzone, Velo parkieren so schnell es geht! Mein Velo kann das, es ist so ein tolles Velo – ich kann das. Nach Eschenbach werde ich zuversichtlich, denn das Schlimmste ist vorbei. In voller Fahrt schnappe ich mir so eine Banane, schäle sie, stopfe sie mir fast in einem Stück in den Mund und pfeffere die Schale immer noch in voller Fahrt in die Abfallzone, wer hätte gedacht, dass ich das hinkriege, die sonst zum Trinken anhalten muss, weil sie die Flasche nicht aus der Halterung bringt. Ich überhole was ich kann, trete und komme völlig verfroren, mit schmerzendem Hintern in Rapperswil an. Ich bin so unendlich froh, ich könnte heulen! 

Transition 2

Wiederum vergehen lange fünf Minuten, bis ich mich fürs Laufen umgezogen habe, ich habe klamme Finger und eingefrorene Füsse, es fühlt sich an, als wäre ich im Bikini in eine Lawine gekommen, alles tut weh vor Kälte. Etwas essen sollte ich auch noch, und ich muss pinkeln, aber ich kriege die Velohose weder runter, geschweige wieder rauf! Also lassen wir das und gehen auf die Laufstrecke. 

20.1 km rennen

Und dann ist alles gut. Es regnet nicht mehr und ich mache das, was ich am besten kann. Ich laufe! Die Füsse tauen auf, ich fühle mich unglaublich fit. Vor Wochen hatten Yvonne und ich noch Zweifel, wie wir nach 90km Velo noch einen Halbmarathon hinlegen sollten, aber ich merke, dass es geht. An der ersten Station kippe ich eine warme Bouillon hinunter und die Lebensgeiser erwachen ganz. Im Nu habe ich die erste Runde geschafft, überhole tüchtig und in vollem Schwung geht es auf die zweite Runde. Bis zur Hälfte des Halbmarathon läuft es wie von selbst. Erst dann merke ich, dass ich schon lange unterwegs bin, nasse Kleider anhabe und das linke Knie beginnt zu zwicken. Bei der der Stampf Station hole ich mir deswegen aus dem breiten Verpflegungsmenu (Das hat es so eine Auswahl, man kann sich kaum entscheiden!) ein Koffein haltiges Gel. Oder dachte, dass ich das nehme, auf jeden Fall fühlt es sich beim Essen an, wie ein Grasfrosch und schmeckt auch so! Ich würge das glitschige Zeug hinunter, spüle mit Wasser ordentlich nach und weiter geht es. Haben die Leute hier unten nicht mitbekommen, dass es gerade drei Stunden geregnet hat? Auf jeden Fall hat es bei jeder Verpflegung Station drei bis vier Wasserduschen zum Abkühlen! Wer zum Geier läuft da jetzt freiwillig untendurch?! Ich habe die grösste Mühe daran vorbeizukommen und die Leute, die mir dabei zuschauen lachen. Nicht, dass meine Kleider trocken wären, sie sind immer noch klatschnass, aber ich will sicher nicht nochmals in den Regen kommen, künstlich oder natürlich. Das Koffein tut die erwartete Wirkung und Miri hat wieder Pfupf für die letzte Runde.

Letzte Runde

Ein kurzer Blick in die Abzweigung, die ich beim nächsten Mal nehmen kann, der rote Teppich ist nahe! Ich heule jetzt schon fast, wenn ich daran denke. Aber es ist und bleibt ein Ironman: Man muss sich das verdienen, wie es so schön auf dem Schild bei Kilometer 15 steht: It’s not going to be easy! Auch bei mir nicht. Das Knie zwickt und zwickt und dann beginnt es weh zu tun. Nochmals eine warme Brühe (die inzwischen kalt ist), nochmals ein Grasfrosch Gel, ein Power Riegel, an dem ich fast ersticke. Aber nichts will so recht nützen, jetzt ist die Energie definitiv aufgebraucht. Ich habe Seitenstechen und irgendwie ist mein Magen auch nicht mehr so glücklich, zu viel komisches Zeug habe ich in den letzten 6 Stunden gegessen. Aber ich will auf diesen roten Teppich und ich will unbedingt gut aussehen, wenn ich da drüber laufe! Von mir gibt es schon genug peinliche Läuferfotos, dieses hier muss gut aussehen, teuer genug war es. (Hat Daniela Ryff wohl auch solche Gedanken, oder wie macht sie das jeweils so?) Ein dritter Grasfrosch und ein wenig gehen, damit ich laufend ins Ziel kann.

Im Ziel

Dann geht es um die letzte Kurve, ich zähle die Meter buchstäblich hinunter, die Abzweigung winkt, ich höre, wie mein Zieleinlauf angekündigt wird, irgendwo in mir drin wird das letzte Energiebüschel hervorgezaubert und ich begebe mich auf die letzten Meter, von denen Yvonne und ich nun so lange geträumt haben. Hinter dem Ziel winkt Thomas, ich winke auch, merke, wie mir vor Erleichterung die Tränen hochkriechen. Und so laufe ich ins Ziel, direkt in die Arme von Thomas, der froh ist, dass seine Frau auf der Radstrecke nicht erfroren ist. Es ist geschafft! Ich kriege eine dieser raschelnden Wärmedecken und habe endlich wieder warm, jemand hängt mir eine Medaille über und dann gehe ich auf die Suche nach der Person, mit der ich über ein Jahr trainiert und diesen Moment in allen Farben vorgestellt habe. Sie steht direkt hinter der Absperrung nach dem Zieleinlauf. Yvonne und ich fallen uns in die Arme und geniessen den Moment. Endlich, endlich, endlich….. Können wir mit dem Rucksack angeben! 

Die Wärmedecke gibt mir zwar warm, aber ich stelle auch fest, dass ich klatschnass bin und stinke. Und so begebe ich mich zur Umkleide, um meine Streetbag zu holen. Auf dem Handy sind mehrere WhatsApp Nachrichten, unter anderem von meinem Cousin in Kanada, der extra früh aufgestanden ist, um mitzufiebern. Er freut sich mit mir.  

Zusammenpacken

Dann geht es zu dritt zurück zur Wechselzone, wir holen unsere Velos und die Säcke mit dem nassen Zeugs drin und machen uns auf den Heimweg. Kurz hinter dem Check-Out warten Yvonnes Ehemann und der Sohn. Der Stolz über die fitte Mama und Ehefrau ist beiden übers Gesicht geschrieben. Ich bin fast ein wenig neidisch, meine Söhne haben gestern nur gefragt, wann wir endlich gehen – wahrscheinlich haben sie eine Party geplant. Der Ehemann nimmt der Frau die Säcke ab, der Sohn übernimmt das Velo. Da dieser fast zwei Meter hoch ist, sieht es aus, als würde er ein Velöli mit Stützrädli fahren, es sieht lustig aus. Aber beide haben die Mama/Frau immer im Blick, besorgt, ob sie nicht gleich umfällt – stolz, weil sie es nicht tut.  

Müde geht es zum Auto, dort gibt es nochmals ein Schlussfoto, Yvonne findet einen Sack Chips, davon wird noch eine Handvoll in den Mund gestopft und dann geht es nach Hause. Nudeln essen, schlafen, die Beine hochlagern oder einfach mal trockene Kleider anziehen und warm haben. Den Triumph geniessen, den Moment auf dem roten Teppich nochmals durchleben, froh sein, dass es vorbei ist, sich vornehmen, nie wieder so etwas zu machen. Wer weiss. Irgendwie würde es mich noch reizen, einmal im Meer zu schwimmen, das habe ich noch nie gemacht…Noosa oder so, gibt es dort nicht auch einen Ironman?…Dort ist es warm, aber es hat Quallen und Haie…. Das wäre doch mal was! In einem LSV Bericht sind noch nie Quallen und Haie vorgekommen. 

Bericht: Miriam Widmer

Bericht vom Lauf-Cup Speicher 2020

Wann hatten wir das zum letzten Mal? Dieses tolle Gefühl, diesen heissen Kopf, müde Beine, einen Mordshunger und den Stolz, wieder einmal etwas geleistet zu haben? Der beste Ehemann datiert dies auf Januar 2020 zurück. Da ist er das letzte Mal an einem Wettkampf gewesen, danach war er verletzt und danach kam, wir wissen es alle – Corona!

Es ist wirklich lange her, seit man an einem offiziellen Wettkampf wieder mehrere LSV T-Shirts sichtet, sich gratuliert – mit 1.5m Abstand wohlweislich- und zusammen eine Schorle trinkt. Und eben, danach kommt das heisse Gesicht, die Nudeln und das wohlverdiente Mittagsschläfchen.

Der Winterlaufcup ist dieses Jahr Corona bedingt auch etwas anders. Zum Beispiel fehlt das Kuchenbuffet. Schade, aber wohl besser für die sowieso in Mitleidenschaft gezogene Läuferfigur, findet auch die Kollegin. Auch die Handicap Läufe gibt es dieses Jahr nicht. Jeder kann kommen und gehen, wann er will, mehr oder weniger. Mit einer sehr komplizierten Rechnung muss man herausfinden, wann man so etwa im Ziel sein wird um sich auszubadgen. Das Gerät ist nämlich nicht den ganzen Tag in Betrieb. Das heisst, man nimmt die Laufzeit vom letzten Jahr, rechnet die Corona Pfunde dazu und zack – hat man die ungefähre Zeit, wann man im Ziel eintreffen wird.

Die Strecke in Speicher ist wunderschön, auch wenn die Sonne nicht so recht raus will. Es geht hinauf zum Schnuggenbock, immer wieder mal ein Appenzeller Hügel hoch, aber nicht allzu schlimm, durch Wald und Feld, stetig aufwärts und dann wieder über die Waldegg hinunter zum Ziel. Jeder geniesst es, so viele altbekannte Gesichter sind unterwegs und im Ziel anzutreffen. Es ist schön, wieder einmal gemeinsam an einen Lauf zu gehen, zu vergleichen und sich wieder einmal etwas vorzunehmen. (Zum Beispiel wieder etwas disziplinierter zu trainieren, weniger zu snacken und beim nächsten Mal den Badge und die Nummer mitnehmen!)

Das Kuchenbüffet fehlt, auf dem letzten Kilometer wird man nicht vom Stähli überholt und Bossis Spezialtee fehlt auch. Aber ich bin mir sicher, alles kommt gut. Jetzt müssen wir halt noch ein wenig auf die Zähne beissen, hoffen dass das Gstürm (gell Simonetta) aufhört und nächstes Jahr beissen wir dann wieder genüsslich zumsammen in einen Gnusszipfel…äh…Nussgipfel.

Teilgenommen haben so viele LSV-ler, dass es sich lohnt wieder mal eine Tabelle aufzubauen.

RangKNameVornameLaufzeitMin/kmRkst
106WAltorferChristine00:54:534:5713:18
133WFrefelMonika00:55:565:0214:21
152MWidmerThomas00:56:485:0715:13
176MPortnerAndreas00:58:065:1416:31
207WHutterYvonne01:00:035:2518:28
262MBosshardPeter01:02:445:3921:09
226MKrähenbühlUrs01:00:545:2919:19
241WWidmerMiriam01:01:425:3420:07
351MLippunerChristoph01:08:356:1127:00
460MMüllerPeter01:17:437:0036:08

Normalerweise werden nur Personen auf der offiziellen Rangliste erwähnt. Aber da Eveline Bachmann schon oben kurz versteckt erwähnt wurde, kann doch noch darauf hingewiesen werden, dass sie die Strecke in guten 1:11:31 absolviert hatte. Das Problem war nur, dass als Thomas im Auto auf der Höhe von Wil das Auspacken seines Lauf-Cup Briefes mit „Ich habe die Nummer 180“ kommentierte, vom Vordersitz der Ausruf kam: „Oooohh!!!“

Bericht: Miram Widmer, Fotos: Peter Altorfer

Zwei Mal Uster

Manchmal ist es gut, wenn man eine vergessliche Schussel ist und vergisst, den Triathlon Corona bedingt auf nächstes Jahr zu verschieben. So kommt nach der Enttäuschung, dass der Ironman Rapperswil-Jona nun nicht stattfindet, ein Mail reingeflattert: „Wir freuen uns, dass du am diesjährigen Uster Triathlon teilnimmst!“ Was, habe ich mich nicht abgemeldet? Trotz Corona noch einen Triathlon – in einem See – mit dem neuen, coolen Velo? Juhui!

So wird das Velo am Vorabend gepumpt, geputzt, gestreichelt und liebevoll im Auto verladen, damit alles startklar ist. Und am Sonntag, den 13. September steht eine schlotternde Person mit coolem Velo bei der Seebadi in Uster und wartet darauf, in die Wechselzone einzuchecken. Alles ist anders dieses Jahr, wie so vieles. Die Athletinnen und Athleten tragen Masken auf dem Wettkampfgelände. Es sind „nur“ 800 Personen, die am Triathlon teilnehmen können. Zuerst gehen die Männer in die Wechselzone und erst als diese die Zone verlassen und zum Schwimmstart marschieren – immer noch mit Maske – dürfen die Frauen in die Wechselzone einchecken. Aber eigentlich ist so ein Triathlon recht Corona tauglich, es funktioniert tadellos. Stolz wird das Velo bei der Nummer 533 parkiert und endlich – jemand bemerkt das Schmuckstück: „Schönes Velo!“ meint die Nachbarin. Ja, schön gell. Neu! Extra gewünscht für den Ironman, weisst du. Und heute wird es endlich im Wettkampf getestet.

Vorerst gibt es andere Probleme zu bewältigen. Wie geht das schon wieder mit dem Einrichten der Wechselzone? Es ist zu lange her, dies ist der erste und einzige Triathlon in diesem eigenartigen Sommer. Wohin mit dem Helm? Habe ich jetzt jeweils die Socken in die Schuhe reingetan? Zum Glück habe ich noch an die Schwimmbrille gedacht, die wäre fast zu Hause geblieben. Ui, die Startnummer sollte ich ja auch noch irgendwo hintun, irgendwie wills nicht so richtig, die Übung fehlt und dann ist da plötzlich noch diese drahtige Person ein paar Startplätze weiter vorne, die zusätzlich ablenkt.

Ist das nicht Nicola Spirig? Die Olympiasiegerin 2012? Kann das sein, dass diese Profiathletin dort so unspektakulär im Rucksack nuschet und was sucht? Mit Handy ausgerüstet schleichen sich ein paar Damen an. Doch, es ist sie! Wie ein Teenager, mit roten Ohren versucht man sein Glück. „Ähm…du…ich bin…dings…your biggest fan! Darf ich…dings..“. Wink mit dem Handy. Nicola ist ein Profi, schiebt die Maske beiseite und lacht. Klar, Selfie Smile und das Foto ist im Kasten. Dann wendet sie sich wieder ihrer Schwimmbrille zu, sprüht sie ein.

Stimmt, dass sollte man vielleicht selber auch noch machen, sonst läuft die Brille an und dann sieht man gar nichts mehr, zumal auf dem Greifensee ein Nebeldunst liegt und die Sicht eh schon schlecht ist. Zuerst noch das Foto mit Nicola auf den Familienchat laden, dann geht es zurück zum Geschäft. Die Sache mit dem Neopren! Der Corona-Speck! Irgendwie will der Anzug nicht hoch, steckt jämmerlich an den Knien fest und mit lautem Klagen versucht man sich in das Teil zu quetschen. Links und rechts dasselbe, alle haben wohl etwas mehr gegessen und etwas weniger trainiert. Hoffentlich lohnt sich der Aufwand und hoffentlich kommt man nach dem Schwimmen wieder raus aus dem Teil!

Endlich geht es zum Start. Mit Maske, mit 1.5m Abstand. Nicola wird von zwei Referees an der Masse vorbeigeführt und startet als erstes. Ihr Neopren ist noch offen, kriegt sie ihn wohl auch nicht zu? Wohl kaum. Läck, kann die schwimmen! Neidisch schauen wir Hobby Triathletinnen Nicola nach, die wie ein Raddampfer auf die erste Boje zu schwimmt! Wahnsinn!

Und dann ist man selber dran, Sprung in den See, wie Nicola geht es los, oder so fühlt es sich an nach so langer Zeit. Herrlich mit so vielen anderen Sportlerinnen im See zu schwimmen, einfach grossartig. Auch wenn das Tempo nach etwas 300m etwas reduziert werden muss. Viel zu schnell ist der Schwumm vorbei, zwei Helfer helfen aus dem Wasser, im Eiltempo geht es durch die Wechselzone, der Neopren landet- pflatsch -im Gras neben dem Velo, Helm auf, Brille auf, Schuhe an und mit dem Velo geht es auf die Rennstrecke. Einfach geil! Man kann es nicht anders sagen. Herrlich der Ton, der das neue Velo macht, wenn es so windschnittig über den Asphalt rast! Man kriegt nie genug! Schön unten bleiben

in den Aerobars, sogar um die Kurven! Und was man da alles überholen kann! Schaut alle her, das ist mein neues Velo! Leider ist der Spass nach 40 km schon vorbei. Und während man sich selber für das Laufen bereit macht, rennt Nicola schon ins Ziel! Also, los! Laufschuhe an, Frisur richten, Kappe auf und los geht’s. You rock it! Oder doch nicht. Nach zwei Kilometern die erste Krise. Der Puls ist viel zu hoch, Durst, schmerzende Beine. Die Strecke kommt einem vor wie ein Berglauf, so steil ist das! Nebendran geht ein Mann, auch im Spazierschritt. „Corona Speck!“ murmelt er. Ja, ich weiss, bei mir auch. Und das Ganze dauert zwei Runden! Immer wieder wird mal ein Päusli eingelegt, ein wenig im Laufschritt, ein wenig joggen. Völlig unprofessionell, aber keiner schämt sich, es ist der einzige Triathlon, was solls. Nach einer gefühlten Ewigkeit winkt jedoch das Ziel, endlich. Stoppuhr drücken, Schluss, Amen – Maske auf! Die Brille läuft an und jedes Mal, wenn man einen Schluck Cola nehmen will, stört diese doofe Maske. Scheiss Corona, echt! Hat uns das nicht schon genug verdorben? Aber die vom Uster Triathlon, die sind super! Das dies noch möglich war in diesem Sommer, ein so toller und grosser Triathlon durchzuführen! Danke, danke, danke! Trotz dem anstrengenden Lauf, es hat sich so gelohnt. Schon wegen dem Velo, und dem Selfie! Zufrieden schiebt man das Velo wieder aus der Wechselzone. „Du, wollte es dir schon vorhin sagen“, meint eine Kollegin. Jaja, ich weiss, mein Velo! Verlegenes Lächeln. „Nein, schöne Schuhe!“ meint sie. Zufriedene Athletinnen und Athleten ziehen langsam mit ihrem Velo, dem Rucksack und dem Preissäckli von dannen. Wir dürfen nicht lange auf dem Festgelände bleiben. Zuschauer sind gar nicht erlaubt gewesen. Es ist wirklich alles etwas komisch. Und doch war es halt schön, noch so ein Triathlon in diesem Jahr.

„Was für ein Velo hatte eigentlich Nicola Spirig?“ will der beste Ehemann am Abend wissen. Verlegens Schweigen. „Ein schwarzes, glaube ich.“

Greifenseelauf

Weil die Schlappe vom Lauf am Uster Triathlon noch gut gemacht werden musste, ging es am Donnerstagabend den 17. September gleich nochmals zur Seebadi in Uster. Der diesjährige Greifeseelauf ist auch Corona bedingt etwas anders als in anderen Jahren. Gestartet wird über mehrere Tage, man konnte sich dafür eigens einen Slot buchen. So schön der Lauf um den See auch ist, den Laufanlass habe ich immer mehr gemieden, weil es so ein Rummel war. Der diesjährige Lauf ist jedoch ganz nach meinem Geschmack. Keine Parkplatz Probleme, kein langes Anstehen, und nach einem anstrengenden Tag in der Schule mit lauten, vorpubertierenden Jungs und Mädels geht es an einem herrlichen Spätsommerabend auf eine fast einsame Laufrunde um den Gryfi. Weil es eben nicht so viele Läuferinnen und Läufer hat, führt die Strecke alles den Naturwegen gleich am See entlang. Hin und wieder trifft man einen Mitstreiter, eine Mitstreiterin, man kann mal überholen, man wird vielleicht überholt. Aber alles im Rahmen, alles sehr friedlich und dennoch ein wenig Wettkampf Gefühl. Genau die richtige Mischung, um Gas zu geben und doch zu geniessen. 17.8 km ist die Strecke, bei Kilometer 14 geht langsam die Sonne hinter dem Pfannenstiel unter, taucht den Greifensee in ein wunderschönes Abendlicht. Fast wäre ich noch angehalten, um zu staunen, aber eben, die Uster Triathlon Schlappe noch im Nacken, dieses Mal wird nicht angehalten und auch nicht spaziert. So gebe ich tapfer Gas bis zum Ziel und erreiche es mit einer Zeit von 1.37. Not to shabby for me. Schliesslich trage ich einiges an Gewicht mehr mit als in früheren Jahren und das motivierte Training hat nach der Absage des Ironmans auch etwas nachgelassen.

Zwei Mal Uster in diesem Jahr. Zwei Startnummern mehr, die ich in meine Box legen kann. Immerhin. Den Veranstaltern danke für die Kreativität, den Mut, die Arbeit. Es war schön, einfach schön!

Beim Überprüfen der Rangliste stelle ich fest, dass auch Ruth und Christoph am Greifenseelauf teilgenommen haben

Bericht von der LSV GV 2020

Am 18. Februar trafen sich die Mitglieder des LSV zur 28. GV. Dieses Jahr gingen die etwas trocken, aber notwendigen Traktanden zügig voran, der sportliche Jahresbericht wurde nämlich bereits im Voraus auf der Homepage veröffentlicht. So blieb genug Zeit den langjährigen Kassier Roli Wäny gebührend zu verabschieden. Nach 22 Jahren tritt Sabine Kunz neu an seine Stelle. Weiter wurde Heinz Hubmann als Vizepräsident verabschiedet. Nach 8 Jahren befand er, dass der Vorstand neuen Wind brauche. Für besondere Aufgaben, wie zum Beispiel die Ehrung der Damenmeisterschaft stellte er sich dennoch weiterhin zur Verfügung. (Dafür sind ihm die Damen natürlich sehr dankbar!) An seine Stelle tritt nun Ruth Goldinger. Beiden, Roli und Heinz, danken wir herzliche für ihre treue Arbeit. Herzlichen Dank auch an Sabine und Ruth, die von nun an im Vorstand mitwirken. Neu im Vorstand ist ebenfalls Martin Sigg. Auch ihm ein herzliches Dankeschön.

Nach den Wahlen im Vorstand wurde das neue Jahresprogramm vorgestellt. Dieses tönt sehr vielversprechend. Neu findet zum Beispiel am 18. April der 1. Hubener Frühlingslauf statt. Ebenfalls neu in der Vereinsmeisterstaft ist der Herbstlauf am 24. Oktober in Wila. Ein besonderes Highlight in diesem Jahr ist die Kufstein Stafette. Der LSV ist von der Partnerstadt von Frauenfeld – Kufstein in Österreich – zum Kaiserfest am 27. Juni 2020 eingeladen. Den Weg dorthin werden die LSV Mitglieder in 15 Etappen auf dem Velo und in Laufschuhen bewältigen. Mehr Infos dazu findet man auf der Homepage des LSV Frauenfeld. Wir freuen uns alles auf diesen speziellen Event.

Nach dem Nachtessen wurden zuerst die Anerkennungspreise für die vielen Helferinnen und Helfer verteilt, ohne die der Verein nicht bestehen kann. Und schlussendlich wurden die Siegerinnen und Sieger der Vereinsmeisterschaft geehrt und die Jahresmeisterin und der Jahresmeister gekürt. Dies waren in diesem Jahr Nicole Lohri bei den Damen und Philipp Früh bei den Herren. Neben den Schnellsten erhielten aber auch alle treuen Läuferinnen und Läufer einen Preis: wer mindestens sechs Läufe der Meisterschaft absolviert hat, erhielt einen reichhaltigen Früchtekorb in dem man jedoch auch andere Goodies vorfand, wie zum Beispiel eine Ovo Schoogi, die dem LSV Jüngling ein ganz besonderes Anliegen war. Aber auch Snikers und Mars Riegel und ein Kartonruggel voller Pringels war in den gesunden Früchtekörben versteckt. Diese darf man als Läuferin und Läufer mit gutem Gewissen essen, wir haben einiges geleistet dieses Jahr und sonst wohnen in den Haushalten rund um Frauenfeld immer noch genug gefrässige Teenager, die den Läufereltern gerne zu Hilfe eilen.

Auch bei der Plausch Meisterschaft wurden Preise vergeben. Nebst dem Plausch wurde auch um den 1. Preis, einer grossen Toblerone, gekämpft. Diese ging gleich an den Organisator Erich Gentsch. Auch ihm Gratulation und ein Dankschön für das Organsieiren.

Nun freuen wir uns alle auf das kommende LSV Jahr mit vielen spannenden Läufen, Triathlons und Stafetten. Auf ein Neues!

mw